Alvar-Aalto-Kulturhaus
Wolfsburg, Niedersachsen

Alvar-Aalto-Kulturhaus

Vater der nordischen Moderne

Alvar Aalto (1898-1976) ist sicher ein, wenn nicht der Vater der Nordischen Moderne. Er selbst hat zeitlebens immer bekräftigt, dass ohne seine beiden Frauen sein Lebenswerk nie möglich gewesen wäre. Seine erste Liebe wurde seine Assistentin Aino Marsio (1894-1949), die er 1924 heiratete und die ihn mehr als ergänzte: Aalto als unruhiger, überbordend emotionaler Geist, Aino als die beharrliche und ruhige Kopfvariante in ihrem gemeinsamen Leben und Werk. Sie starb viel zu früh mit 55 Jahren. Nach ihrem Tod trat die Liebe erneut in Alvar Aaltos Leben. Elissa Mäkiniemi (1922-1994) begann ebenfalls als Assistentin bei Aalto und wurde 1952 seine Ehefrau. Alle drei liegen heute Seite an Seite im selben Grab auf dem Friedhof Hietaniemi in Helsinki. Ihre Denkmale und Möbel begeistern bis heute, darunter viele auch in Deutschland. Das Alvar-Aalto-Kulturhaus und seine Ausstattung in Wolfsburg gehören sicherlich dazu.

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1962 eröffnet

Zentral in der 1938 gegründeten Stadt Wolfsburg, unweit von Hauptbahnhof und dem die Stadtmitte markierenden Großen Schillerteich, befindet sich das Kulturzentrum neben dem Marktplatz und Kunstmuseum. 1958 forderte die junge Stadt Wolfsburg den finnischen Stararchitekten Alvar Aalto und Paul Baumgarten (1900-84), der später als Architekt des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe Bekanntheit erlangte, zu einem beschränkten Wettbewerb auf. Aalto hat gewonnen. Am 31. August 1962 konnte der multifunktionale Kulturbau, der den drei Funktionen Bibliothek, Volkshochschule und Jugendfreizeitheim diente, eingeweiht werden. Der Finne errichtete zu dieser Zeit auch die Heilig-Geist-Kirche in Wolfsburg. Seine der organischen Moderne zuzurechnende Bauten sind - wie es für Aalto typisch ist - ein Gesamtkunstwerk aus Architektur und Innengestaltung. Für die Möbelentwürfe des Kulturhauses nutzte Aalto vor allem Holz und Leder, künstliche Materialien wie Metall lehnte er im Gegensatz zu anderen Designern seiner Zeit ab.

Auch die Möblierung und Ausstattung ist aalto-typisch

Die gesamte Möblierung bis hin zu den Lampen und Türdrückern wurde in das Gestaltungskonzept einbezogen und eigens von Aalto entworfen. Besonders auffallend sind die Oberlichter und Holzlamellen. Teile des Eingangsfoyers sind mit dunkelblauen Keramikfliesen, die Türen zu den Hörsälen mit Rosshaar verkleidet. Der hohe rechteckige Gesamtkomplex besteht aus mehreren verschachtelten Baukörpern um einen Innenhof. Die nördliche Hauptfassade zum Marktplatz hin ist durch fünf radial angeordnete, trapezförmige Vortragssäle bestimmt, die nach Osten hin immer kleiner werden. Ihre polygonalen Betonfassaden sind mit Fensterschlitzen versehen und ruhen auf schlanken Stützen, zwischen denen der Zugang zum Erdgeschoss liegt.

Die meisten der Bibliotheksräume befinden sich auf der Ostseite und sind kettenförmig angeordnet. Die Zentralbibliothek ist fensterlos, erhält Sonne vor allem durch Oberlichter, während die Kinderbibliothek Fenster auf der Südseite hat. Die Hörsäle zeigen sich repräsentativ zur Stadt hin. Das Hörsaalfoyer ist durch die Verwendung unterschiedlicher Hölzer geprägt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt auch mithilfe von Spenden die Restaurierung der von Aalto entworfenen Möbel in der Bibliothek.

1962 eingeweihter, multifunktionaler Kulturbau des finnischen Star-Architekten Alvar Aalto; von Aalto designte Innenausstattung; Förderung 2020

Adresse:
Porschestr. 51
38440 Wolfsburg
Niedersachsen