Dorfkirche Altenkirchen
Altenkirchen, Mecklenburg-Vorpommern

Dorfkirche Altenkirchen

Ein stattliches Alter und feuchte Wände

Ein wenig versteckt und doch imposant liegt sie da, auf der kleinen Anhöhe, umfriedet von dem idyllischen Kirchhof. Die evangelische Pfarrkirche von Altenkirchen, gelegen an der Nordspitze der Insel, ist die älteste Dorfkirche Rügens. Der Backsteinbau wurde von den allerersten Christen auf Rügen begonnen und ist ein wichtiges Zeugnis der späten Christianisierung der Insel. Erst 1168 war das slawische Heiligtum auf dem nahen Kap Arkona durch die Dänen zerstört worden. Die dänischen Mönche waren es auch, die die Ziegelmauertechnik in dieser Gegend einführten. Es war ein deutliches Zeichen, das die zur „wahren Religion“ Bekehrten mit diesem Gotteshaus setzten.

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Romanisches Kleinod mit slawischen Einflüssen

Die Kirche, die ursprünglich eine flache Holz­decke hatte, wurde nach 1200 geweiht. Heutigen Besuchern zugewandt ist der älteste und schönste Teil: Das ­romanische Chorquadrat und die Apsis sind mit Zahn-, Dreieckfriesen und kleinen Kopfkonsolen aufwendig verziert. Eine Besonderheit ist der an der Südseite eingemauerte „Svantevit-Stein“, der vom heidnischen Kult der westslawischen Ranen auf Rügen zeugt und bis heute Rätsel aufgibt.

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts verlängerte und erweiterte man das Langhaus zu einer dreischiffigen Basilika. Wie beim Chor besteht der untere Teil des Mauerwerks aus Feldsteinen. Unter dem steilen Satteldach ist der Innenraum mit einem gotischen Kreuzrippengewölbe überspannt. In der Apsis sind noch romanische Malereien erhalten, im Langhaus Kleeblattfriese, symbolische Tierdarstellungen und Drolerien aus gotischer Zeit. Weitere bauliche Veränderungen erfolgten im 19. Jahrhundert: Das Westportal wurde zugemauert - seitdem befindet sich der Eingang an der Südseite - und das neogotische Gestühl installiert.

Aus dem wertvollen Inventar sticht die romanische Kalksteintaufe hervor, die aus Gotland nach Altenkirchen kam und ursprünglich in der Nähe des Eingangs aufgestellt war. Die plastisch gearbeiteten Männerköpfe personifizieren die vier Paradiesflüsse - ein seit dem 12. Jahrhundert geläufiges Motiv an Taufbecken. Weitere Kunstwerke kamen im Barock hinzu: Der prachtvolle Altaraufsatz des Stralsunder Bildhauers Elias Keßler, 1724 von der Rügener Adelsfamilie von Bohlen gestiftet, oder der Orgelprospekt des Berliner Orgelbauers Ernst Marx.

Umfassender Sanierungsbedarf

Auch wenn seit 2014 schon einiges am Kirchenschiff erneuert werden konnte, ist noch viel zu tun, bis die Dorfkirche Altenkirchen wieder in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen kann. Nicht nur das Dach des Chores muss dringend saniert werden, auch der Ostgiebel, an dem erhebliche Mauerwerksschäden entstanden sind, benötigt Hilfe. Der für die Geschichte der Insel so wichtige Bau zieht nicht nur Rügener, sondern auch viele Ferien­gäste an. Im Sommer sind die Bankreihen immer gut besetzt: nicht nur zu den Gottesdiensten, sondern ebenso bei den ambitionierten Kulturveranstaltungen. So abgeschieden Altenkirchen bis heute auf der Landkarte erscheint, an Aufmerksamkeit für die Dorfkirche mangelt es nicht. Sie wirkt, ihrer Bedeutung angemessen, weit über Nordrügen hinaus.

Dreischiffige turmlose Pfeilerbasilika, Baubeginn um 1200 mit Chor und Apsis und vierjochigem Mittelschiff, im 14. Jahrhunert erweitert. Förderung 2019, 2020, 2022.

Adresse:
An der Kirche
18556 Altenkirchen
Mecklenburg-Vorpommern