Ruine Holsterburg
Warburg, Nordrhein-Westfalen
(c) Wikimedia Commons / Tsungam

Ruine Holsterburg

Raubritterburg mit Warmluftheizung

Die Entdeckung der Holsterburg war eine Sternstunde der Archäologie in Deutschland. 700 Jahre lang lag die westfälische Burgruine unter einem vier Meter hohen Erdhaufen versteckt. Burgenforscher hielten die Aufschüttung lediglich für den Unterbau einer mittelalterlichen Turmhügelburg aus Holz. Bei Vermessungsarbeiten im Jahr 2010 bemerkten Archäologen einen gemauerten Eckquader. Mehrere Grabungskampagnen förderten bis 2017 die gut erhaltenen Fundamente und bis zu sechs Meter hohen Mauern einer massiven Steinburg zu Tage. Ihr achteckiger Grundriss nach dem Vorbild von Stauferfestungen ist ebenso ungewöhnlich wie der Fund eines 36 Meter langen Warmluftkanals, der Raubrittern des 13. Jahrhunderts als Wandheizung diente.

Spenden Sie jetzt für Grabungen


Die Städte wehrten sich

Die Ritter der Familie Berkule errichteten ihre Burg ab 1191 an der Landstraße zwischen Kassel und Warburg, plünderten Kaufleute und unterdrückten die Bauern der Umgegend so sehr, dass diese in die umliegenden Städte flohen. Um die lästigen Friedensstörer loszuwerden, schmiedeten die umliegenden Städte gut hundert Jahre später ein Bündnis. Der Paderborner Bischof Otto von Riedberg als Landesherr sagte zu, die Eroberer der Warburg vor Rache zu schützen. Sie wurde im Jahr 1294 erstürmt und einige Ritter hingerichtet, der Burgherr Johann Berkule musste sich dem Bischof unterwerfen. Als die Festung niedergebrannt und niedergerissen war, begrub man die Trümmer unter einem dicken Erdwall; das sollte einen Wiederaufbau verhindern und die Erinnerung an das Raubrittergeschlecht zu tilgen. Unter dem Hügel überdauerte die Ruine wie in einer Zeitkapsel.

Selbstbewusste Bauherren mit Geschmack

Während der Ausgrabung staunten die Archäologen nicht schlecht über die hohe Qualität der verwendeten Materialien: So wurden für die Außenmauern glatte Kalksteinquader mit bis zu 1,38 Meter Länge verwendet und sorgfältig verputzt. Insgesamt umschließt die Mauer ein Areal von 428 Quadratmetern, bei einem Durchmesser von 26 Metern. So weit im Norden wurde noch nie eine Burg mit achteckigem Grundriss gefunden. Das Oktogon lässt sich als Symbol von Vollkommenheit deuten - den Burgherren fehlte es jedenfalls nicht an Selbstbewusstsein und sie hatten Geschmack. Neben der Warmluftheizung fanden die Ausgräber weitere Spuren, die über das Leben auf der Burg Auskunft gaben: Brandreste, Tierknochen und einen wunderschönen Elfenbeinkamm mit geschnitzten Jagdmotiven. Wie ein aufgeschlagenes Buch liegt die eindrucksvolle Ruine da. Sie ist schon jetzt ein großer Besuchermagnet und soll noch bekannter werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz förderte - auch mithilfe von Spenden - den Erhalt dieses spannenden Zeugnisses des Mittelalters.

Oktogonale Stauferburg, um 1170/80, seit 1294 Ruine, Förderung 2015, 2019

Adresse:
Flur 24, Flurstück
34414 Warburg
Nordrhein-Westfalen