Das Haus der Seidenkultur verkörpert anschaulich Krefelds Geschichte als Stadt der Textilherstellung und Seidenweberei. Hier gründete Hubert Gotzes, ein Paramenten-, Paramentenstoff- und Fahnenfabrikant, seinen Betrieb am Westwall. Als das Unternehmen florierte, wurde das Gebäude zu klein und Gotzes kaufte 1908 ein Haus in der Luisenstraße. Den giebelständigen, zweigeschossigen Putzbau hatte vierzig Jahre zuvor der Seidenwarenfabrikant Gottfried Diepers in ein bestehendes Straßenensemble einpassen lassen. In der Fassadengestaltung ist der Bau unauffällig – Putzquaderung im Erdgeschoss, Hochrechteckfenster, floraler Stuck als Verzierung des Geschossfrieses und eine verzierte Traufzone. Nur der Eingangsbereich ragt aus der Flucht leicht hervor. Im Inneren sind das originale Treppenhaus mit floralem Bodenfliesendekor und die aufwendige Holztreppe erhalten. Da das Handweben besondere Anforderungen an die Belichtung des Gebäudes stellte, schließt sich an das Vorderhaus ein schmalerer, langer Websaal mit extra großen Fenstern in Richtung Süden an.
Der Websaal bedeutete eine neue Arbeitsorganisation, mit der die Weberei in Heimarbeit abgelöst wurde. Die entstehenden Fabriken konnten kostbare Gewebe auf hochtechnisierten, sogenannten Jacquard-Handwebstühlen fertigen. Gotzes war auf die Herstellung von mit Gold- und Silberfäden durchwirkten Stoffen für kostbare Paramente spezialisiert. Nach dem Tod des letzten Webers 1989 wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt. Seit 2000 betreut der Förderverein Haus der Seidenkultur Paramentenweberei Hubert Gotzes e.V. das Gebäude. In dem dort eingerichteten Museum stehen die acht hölzernen Webstühle original an ihren historischen Plätzen und werden bei Vorführungen noch einmal in Betrieb genommen.
Das Haus der Seidenkultur mit den seltenen Webstühlen gehört zu den über 380 Projekten, die die DSD dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.