Welte-Philharmonie-Orgel
Gornsdorf, Sachsen

Welte-Philharmonie-Orgel

Ein ganz besonderes Standesamt

Gornsdorf im Erzgebirge besitzt ein besonders prachtvolles Standesamt: Im ehemaligen Salon der Prunkvilla des Strumpffabrikanten und Ehrenbürgers August Uhlmann können sich Paare das Jawort geben. So wie die heutigen Besitzer der Villa, eine Ärztin und eine Unfallmediziner, die hier vor Jahren selbst geheiratet haben. Neben Marmortreppen, Holzvertäfelung, Spiegeln und Kaminen gehört zur kostbaren Ausstattung der Villa eine musikhistorische und technische Rarität: 1914 ließ August Uhlmann in den Salon eine selbstspielende Orgel einbauen. Sie ist verstummt, aber so gut erhalten, dass sie mit vertretbarem Aufwand wieder in Betrieb gesetzt werden kann. Künftige Brautpaare dürfen auf eine einzigartige musikalische Untermalung der Trauzeremonie hoffen!

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Die Welte-Philharmonie-Orgel: eine technische Rarität

Bei der Welte-Philharmonieorgel von 1914 handelt es sich um das einzige Instrument dieser Art, das am Originalstandort erhalten blieb. Die Firma Welte & Söhne mit Niederlassungen in Freiburg i Br. und New York war damals führend auf dem Gebiet von Musikautomaten. 1883 hatte Emil Welte ein Verfahren patentieren lassen, das die bis dahin üblichen Stiftwalzen durch Lochstreifen auf Papierrollen ersetzte. 1905 brachte die Firma ein Klavier auf den Markt, das nicht nur die gespielten Noten, sondern auch die Anschlagsdynamik eines Pianisten originalgetreu wiedergeben konnte. 1911 präsentierte die Firma Welte & Söhne ein analoges System für die Steuerung von Orgeln auf einer Industrieausstellung in Turin. Als „wahrhaft ideales Hausinstrument für besitzende Kreise“ wurden die kostspieligen Welte Philharmonie-Orgeln vor dem Ersten Weltkrieg beworben. Nur wenige sind überhaupt gebaut worden: Durch den Weltkrieg ging dem Unternehmen der lukrative amerikanische Markt gänzlich verloren, auch in anderen Ländern und im Ausland stockte der Absatz.

Ein Wunderwerk mit Anklang

Das gut erhaltene Instrument im erzgebirgischen Gornsdorf ist daher ein besonders wertvolles Technikdenkmal. Rollenapparat, Windladen, Pneumatik, die elektrische Steuerung - alles ist noch vorhanden. Lediglich zehn der 600 Orgelpfeifen fehlten. Sogar etwa 50 Papierrollen sind noch im Haus, um dem Instrument Musikstücke zu entlocken. Die Orgel soll künftig nicht nur bei Trauungen erklingen. Die Besitzer des Hauses planen, das Instrument zusammen mit einem Café im Erdgeschoss für Besucher erlebbar zu machen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half finanziell die Rarität wieder instandzusetzen.

Philharmonie-Orgel von 1914, einziges erhaltenes Exemplar am Originalstandort, Förderung 2019

Adresse:
August-Uhlmann-Str.
09390 Gornsdorf
Sachsen