26.04.2024 – Jugend , Rheinland-Pfalz

Geschichte weiterschreiben

Ehemalige Straußwirtschaft „Im Burggarten“ ist Baustelle des Fluthilfecamps der Jugendbauhütten

Irma Kreuzberg erinnert sich gerne an die Zeit, in der sie die Straußwirtschaft „Im Burggarten“ in Dernau betrieb. Bilder aus der Zeit vor der verheerenden Flut 2021 zeigen einen malerischen Innenhof, umstanden von pittoresken Fachwerkgebäuden. Ein lauschiges Plätzchen für ein Glas Wein und Irma Kreuzbergs berühmten Kartoffelsalat. Von der Idylle ist nicht viel geblieben.

Ehemalige Straußwirtschaft „Im Burggarten“ in Dernau * Foto: Jugendbauhütte

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Ehemalige Straußwirtschaft „Im Burggarten“ in Dernau * Foto: Jugendbauhütte

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Das Fachwerkensemble, dessen Straßenseite heute durch eine große Plane verhängt ist, war einmal eine der schönsten Straußwirtschaften im Ahrtal, wo Weinbauern saisonal einen Gastbetrieb eröffnen, um ihren selbsterzeugten Wein direkt zu vermarkten und kleinere Tellergerichte zu reichen. Die Gefache der Scheune sind leer, der große Holzofen, einst Herzstück in der Stube, auf dessen steinerner Umrandung die Jahreszahl 1715 zu erkennen ist, wurde durch die Wassermassen unbrauchbar. „Ich habe oft schon morgens um sechs am Herd gestanden, gebacken und gekocht“, erzählt Irma Kreuzberg. „Es war immer viel los.“ Heute, fast 3 Jahre nach der Flut ist ihr Haus noch immer unbewohnbar, die Wirtschaft geschlossen.

Doch nun kommt wieder Leben in den Burggarten. Denn die Fachwerkhofanlage wird vom 8. Juni 2024 bis zum 23. Juni 2024 zur Baustelle des Fluthilfecamps der Jugendbauhütten. Ein Team aus 15 der über 300 junge Freiwilligen – allesamt Teilnehmer und ehemalige Teilnehmer der Jugendbauhütten, des Freiwilligen Sozialen Jahres in der Denkmalpflege - legen dann Hand an Irma Kreuzbergs historischen Hof. Die Gefache der Scheune sollen auf traditionelle Weise mit einem Weidenrutengeflecht und Lehmbewurf restauriert werden, die Wände im Obergeschoss – so hoch reichte das Wasser der Flut – bekommen eine Dämmung.

Die Eigentümerin freut sich sehr auf den Einsatz der engagierten jungen Leute. „Worüber ich mich am meisten freue, das ist die Wärme, die Herzlichkeit der Jugendlichen. Das ist Hilfe, die ankommt“, sagt sie. „Wenn man so ein altes Haus besitzt, spürt man seine Geschichte, all die Menschen die in den letzten Jahrhunderten darin gelebt habe, alle die Lebensgeschichten. Und man übernimmt die Aufgabe, das Haus zu erhalten, die Geschichte weiterzuschreiben.“ Dabei wollen die Freiwilligen des Fluthilfecamps der Jugendbauhütten Irma Kreuzberg unterstützen und ein Stück Geschichte des Ahrtals für die Zukunft weiterschreiben. Mit dem Fluthilfecamp der Jugendbauhütten möchte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz darauf aufmerksam machen, dass nach der verheerenden Flut im Jahr 2021 viele historische Gebäude im Ahrtal Hilfe noch immer dringend benötigen.

Weitere Informationen und Vermittlungen für Pressevertreter: Thomas.Mertz@denkmalschutz.de oder 0228-9091-404.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hatte bereits kurz nach der Flutkatastrophe mit ihrem Soforthilfeprogramm den Denkmaleigentümern der Region bei der Rettung und beim Erhalt ihrer Gebäude finanziell und beratend Hilfe zukommen lassen. Zur weiteren Unterstützung richtete sie dann ein „Mobiles Team Fluthilfe“ ein, das seit März 2022 tatkräftig Unterstützung bei Wiederaufbaumaßnahmen leistet. Mit dem Fluthilfecamp der Jugendbauhütten folgte im Juni 2023 eine weitere umfangreiche Hilfsaktion für das Ahrtal, womit die DSD ihr Versprechen einlöste, den Menschen vor Ort in der Wiederaufbauzeit aktiv zur Seite zu stehen. Nun wird die großangelegte Hilfsaktion nach dem großen Erfolg des Fluthilfecamps 2023 erneut stattfinden. Von Samstag, den 8. Juni 2024 bis zum Sonntag, den 23. Juni 2024 reisen wiederum über 300 aktive und ehemalige Teilnehmer des Projekts Jugendbauhütten, dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege, aus dem ganzen Bundesgebiet an. Sie setzen sich erneut in ihrer Freizeit zum Aufbau der von der Jahrhundertflut 2021 schwer beschädigten historischen Bauten der Ahrregion ein.