Wer viel Eisenbahn fährt, der kennt den Ort vor allem von der
langsamen Fahrt zwischen Stuttgart und Ulm. Geislingen an der
Steige: wie der Name schon erzählt, laufen hier die Gleise steil,
nämlich quer über die Schwäbische Alb. Zwischen Geislingen und
Amstetten steigt bzw. fällt die Strecke dabei mit bis zu 2,25 %.
Die erste Gebirgsquerung einer Eisenbahn in Europa ist bis heute
eine der befahrensten Verkehrsadern der Welt.
Geislingen war schon in der Merowingerzeit im 5. Jahrhundert
besiedelt. Reiche Grabfunde deuten auf herrschaftliche Strukturen
hin. Dies hängt wohl mit der verkehrsgünstigen Lage am Albaufstieg
zusammen. Mitten in der Fußgängerzone liegt die eigentliche Urzelle
der Stadt, das Haus "Zum Alten Zoll". Das typisch alemannische
Fachwerkgebäude wurde hier zwar "erst" um 1495 erbaut, steht aber
am Ort eines früheren Zollgebäudes, das die Helfensteiner Grafen
direkt unterhalb ihrer Burg errichtet hatten. Der mächtige Bau hat
fünf Giebelvorsprünge. Auf dem gemauerten Erdgeschoss erheben sich
zwei Fachwerkobergeschosse. Unten wohnten die Zollbeamten. Oben
wurden die Abgaben und Pachteinnahmen gelagert. Das dreigeschossige
Krüppelwalmdach weist dementsprechend zahlreiche Gauben und einen
weit ausladenden Aufzugsgiebel an der Seite auf.
Der "Alte Zoll" war auch im Leben des Dichters Christian
Friedrich Daniel Schubart (1739-91) ein wichtiger Ort - das
Elternhaus seiner Frau. Schubart, der von 1763-69 in Geislingen als
Organist tätig war, hatte 1764 Helene (1744-1819), Tochter des
Geislinger Oberzollers Johann Georg Bühler (1717-89)
geheiratet.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Dach-,
Fachwerk und Fassadensanierung dieses besonders eindrucksvollen
Zeugnis spätmittelalterlicher Holzbaukunst in Geislingen.