Altes Schloss Höchst - ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
Frankfurt am Main, Hessen

Altes Schloss Höchst - ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Wahrzeichen von Frankfurt-Hoechst

Die Geschichte des heute auf Frankfurter Stadtgebiet gelegenen Alten Schlosses Höchst geht ins 12. Jahrhundert zurück. Mehrfach zerstört und erneuert, wurde die mittelalterliche Burg während der Renaissance zu einem der prächtigsten Schlösser der Mainzer Kurfürsten ausgebaut. Nach Brand im Dreißigjährigen Krieg und anschließenden Abrissen blieb von der einstigen Pracht nur wenig erhalten. 2002 gelangte das Schloss aus dem Besitz der Farbwerke Höchst an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die sich seitdem für seinen Erhalt einsetzt.

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Zollstation des Erzbistums Mainz

Der heutige Frankfurter Stadtteil Höchst kann auf eine Besiedlung seit der Jungsteinzeit zurückblicken. Um Christ Geburt errichteten die Römer hier am ehemaligen Kreuzungspunkt frühgeschichtlicher Verkehrswege ein Kastell, ein erstes fränkisches Dorf wird urkundlich 790 erwähnt. Die bis 1928 selbständige Stadt Höchst gehörte anschließend über 1000 Jahre zum Kurfürstentum Mainz und war einst ein wichtiger Vorposten am Main. Mit der Erhebung zur Stadt im Jahr 1355 errichtete man eine massive Stadtbefestigung, in die man die Burganlage integrierte. Gleichzeitig baute man die Anlage aus und sicherte sie durch einen breiten Wassergraben. Die damalige Burg erhob sich auf einer Anhöhe oberhalb des Liederbachs und der Fernhandelsstraße zur wenige Kilometer mainaufwärts gelegenen Messestadt Frankfurt. Ihr Hauptzweck war es, die Erhebung von Zöllen zugunsten des Erzbistums Mainz durchzusetzen. Da dies hauptsächlich zu Lasten der Frankfurter Kaufmannschaft geschah, ließ der Frankfurter Rat die Burg 1396 schleifen, aufgrund ihrer Bedeutung für den Kurmainzer Haushalt wurde sie aber rasch wiederhergestellt.

Um- und Ausbauten zum prächtigen Renaissanceschloss

Im 15. und 16. Jahrhundert veranlassten die Mainzer Erzbischöfe aufwendige Umbauten der Anlage. Der vom Mainzer Bischofsstuhl verdrängte Diether von Isenburg erhielt 1463 zur Abfindung ein persönliches kleines Herrschaftsgebiet, zu dem auch Höchst gehörte. Infolgedessen ließ er die Burg zu seiner Residenz ausbauen. Nach erneuter Wahl Diethers zum Erzbischof im Jahr 1475 fiel das abgetrennte Territorium zurück an das Bistum. Nach 1582 beauftragte Erzbischof Wolfgang von Dalberg den Mainzer Hofbaumeister Georg Robin mit dem Bau eines stattlichen Renaissanceschlosses, in das Reste des Vorgängerbaus einbezogen wurden. Zu dieser prachtvollen Residenz gehörte auch der noch heute erhaltene hohe Schlossturm, der wohl schon im 14. Jahrhundert als Verteidigungsturm errichtet wurde und ursprünglich nur über den Laufgang der anschließenden Wehrmauer zugänglich war. Erst im 15. Jahrhundert baute man eine vom Hof aufsteigende Wendeltreppe ein und stockte den Turm oberhalb der beiden bestehenden Gewölbekammern um eine Kaminstube auf. Beim Umbau nach 1582 kamen ein weiteres Geschoss und die steinerne Kuppel als Bekrönung hinzu.

Den ehemaligen Burggraben überspannt eine Steinbrücke mit mehreren Bögen, die auf das Torhaus mit seiner repräsentativen Fassadengliederung zu führt. An den Bau über rechteckigem Grundriss schließt sich an der Nord-Ost-Ecke eine niedriger Rundturm mit Haube an, seine beiden Giebel sind charakteristisch in Renaissance-Formen gestaltet.

Besonders die Schauseite des Torbaus ist aufwendig gestaltet. Dorische Säulen akzentuieren das Erdgeschoss, das Obergeschoss wird durch ionische Säulen geprägt. Oberhalb der Tordurchfahrt findet sich eine Bildhauerarbeit des Heiligen Martin. Die farbige Fassung und Vergoldung lassen auf die Pracht des ehemaligen Renaissanceschlosses schließen, dessen Ende im Dreißigjährigen Krieg besiegelt war: 1635 zerstörten die Truppen Bernhards von Sachsen-Weimar die Anlage großflächig. Der unzerstörte, westlich anschließende Gebäudekomplex zwischen Burggraben, Stadtmauer und Bolongarostraße, bestehend aus Bauteilen unterschiedlichen Alters, diente nach dem Brand des Alten Schlosses als Nebenresidenz der Kurfürsten und erhielt damals die Bezeichnung Neues Schloss.

Als die Ruine des Alten Schlosses im 18. geplündert wurde, um Baumaterial zur Errichtung des Höchster Bolongaro-Palastes zu gewinnen, bleiben neben dem Schlossturm und dem Torhaus nur einige Ruinenreste sowie der Keller des ehemaligen Palas erhalten.

Von Nassau-Usingen zur Deutschen Stiftung Denkmalschutz

1803 ging mit der Stadt Höchst auch das Alte Schloss in den Besitz der Fürsten von Nassau-Usingen über. Nach der Annexion Hessens durch Preußen 1866 hielt das königlich-preußische Domänenrentamt Einzug. 1908 erwarb Clara von Brüning, Witwe des Mitbegründers der Farbwerke Adolf von Brüning, das Alte Schloss. Nach dem Ersten Weltkrieg von der französischen Armee, 1938 von Luftschutz und Wehrmacht beschlagnahmt und 1945–66 vom amerikanischen Soldatensender AFN genutzt, verkauften die Erben der Brünings das gesamte Anwesen 1961 an die Hoechst AG. Diese ließ ab 1970 das Alte Schloss zum Museum ausbauen, 1978–81 durch den Verein für Geschichte und Altertumskunde archäologische Grabungen durchführen und in den 1990er Jahren das Äußere renovieren. 2002 wurde der gesamte Komplex der Deutschen Stiftung Denkmalschutz übereignet, die Gebäude und Gartenanlagen seither schrittweise instand setzt.

Burganlage (Altes Schloss), 14. Jh. über älteren Resten, Um- und Neubau um 1460/65 und 1585/90, 17./18. Jh. teilzerstört, 19./20. Jh. verändert, und Mehrflügelanlage (Neues Schloss), im Kern 16. Jh., 18.-20. Jh. erweitert, Förderung seit 2002, 2016-17

Adresse:
Höchster Schlossplatz
65926 Frankfurt am Main
Hessen