Augustinerkloster
Erfurt, Thüringen

Augustinerkloster

Luther und sein Glaubenskampf: Am Anfang war ein Blitz!

Wäre es nach dem Willen seines Vaters Hans (1459-1530) gegangen, Martin Luther (1483-1546) hätte Jurist werden sollen. Doch am 2. Juli 1505 wurde er nach dem Besuch seiner Eltern in Mansfeld auf dem Rückweg zu seinem Studienort Erfurt von einem schweren Gewitter überrascht. Ein Blitz schlug ein! In Todesangst rief Luther zur Heiligen Anna, der Mutter Marias: "Hilf du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden!" Er überlebte das Gewitter und trat seinem Gelöbnis folgend in das Kloster der Augustiner in Erfurt ein.

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Eines der ersten Augustiner-Kloster

Die Ansiedlung der Augustiner-Eremiten 1266 in der Stadt Erfurt zählt zu den frühesten Niederlassungen dieses Ordens in Deutschland. Nach einer kurzen Phase der Vertreibung zwischen 1273-76 ließen sie sich endgültig an der ehemaligen Pfarrkirche St. Philippus et Jacobus nieder. Durch viele Zuwendungen der Mainzer Erzbischöfe wuchs das Kloster schnell inmitten des mittelalterlich geprägten Erfurts zu einem gewaltigen Gebäudekomplex an, der von mächtigen Klostermauern umschlossen wurde.

Geistiges Zentrum seit dem Mittelalter

Baubeginn war 1277, der Chor der Kirche wurde 1300, die Klostergebäude1324 vollendet. Das Kloster besitzt auch über den architekturgeschichtlichen Wert hinaus große Bedeutung. Als geistiges Zentrum des späten Mittelalters gingen hier eine Reihe hervorragender Gelehrter und namhafter geistlicher Würdenträger hervor wie Crotus Rubianus, Ulrich von Hutten oder Mutianus Rufus. Auch der Novize Martin Luther gehörte dazu. Der wichtigste Theologe der frühen Neuzeit erfuhr in Erfurt von 1505-11 seine Ausbildung als Mönch und Priester. Der Keim der Reformation wurde also in Erfurt gesetzt. Im sogenannten Löwen- und Papageien-Fenster im Chor der Klosterkirche findet sich noch heute das Vorbild der Lutherrose, die der Reformator zeitlebens als sein Symbol benutzte.

1521 predigte Luther nochmals in der Augustinerkirche. 1556 starb der letzte Mönch im Konvent. Endgültig säkularisiert wurde das Kloster 1559, das danach zu einer der großen evangelischen Pfarrkirchen wurde. Ab 1561 wurde das Kloster vom Ratsgymnasium der Stadt genutzt. Der Westflügel mit seiner neugotischen Fassade entstand 1840/46 nach dem Entwurf Schinkels durch Friedrich August Stüler (1800-65).

Schwer zerstört im Krieg und wiederaufgebaut

Im Zweiten Weltkrieg wurde auch das Kloster schwer getroffen. Im als Luftschutzraum ausgewiesenen Keller der Klosterbibliothek wurden hunderte Menschen verschüttet. Von 1946-67 wurden Teile des Augustiner-Klosters wiederaufgebaut. Die Ruine der Klosterbibliothek wurde aber erst 2008-10 in modernen Formen als Tagungshaus ergänzt.

Diesen für die Reformation und das Leben Martin Luthers so bedeutsamen Ort fördert seit 2006 kontinuierlich die treuhänderische "Stiftung Augustinerkloster zu Erfurt" unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Sie unterstützte z. B. die Steinsanierungsarbeiten der Klostermauern und die Restaurierung eines mittelalterlichen Fensters der Klosterkirche.

Baukomplex aus Haustein- und Quaderbauten, im Kern 1277-1324, Erweiterungen 14./15., Umbauten 19. Jh., Förderung 2006, 2008, 2011, 2013, 2017

Adresse:
Augustinerstr.
99094 Erfurt
Thüringen