Domherrenhaus
Ein Drachentöter, nach 500 Jahren wiederentdeckt
Die Rüstung des heiligen Georg ist gut erhalten, auch der sterbende Drache, dessen Schwanz sich ums rechte Schienbein des Ritters schlängelt. Dort, wo die Augen des Drachentöters sein müssten, klaffen allerdings zwei Löcher. Die Wandmalerei im Domherrenhaus in Meißen stammt aus der Zeit um 1500, bald danach erreichte die Reformation die Stadt Meißen und das Werk eines unbekannten Künstlers wurde übermalt. Zuvor hatte - womöglich - ein Handwerker dem Heiligen die Augen ausgekratzt. Während der Reformation wurden viele religiöse Bilder und Plastiken zerstört, weil plötzlich wieder das Gebot in den Mittelpunkt rückte: Du sollst Dir kein Bildnis machen - von Gott, Christus und den Heiligen.
Seltene Zeugnisse mittelalterlicher Wohnkultur
Dank des erst 1997 wiederentdeckten Wandgemäldes kann man sich heute gut vorstellen, wie die Eingangssituation in einem spätgotischen Wohnhaus einst aussah. Denn auch das Sandsteinportal und die eiserne Tür sind erhalten. In Merseburg, Böhmen und Südtirol haben sich ähnliche Rankenmalereien aus der Zeit um 1500 erhalten, in die Szenen aus dem Leben von Heiligen eingebettet waren. Der Südflügel des Gebäudes ist sogar noch älter, er wurde 1347 durch den Domherren Dr. Nikolaus Eberhard erbaut. Aus dieser Zeit stammen die gotischen Holzbalkendecken im Erd- und Obergeschoss, die ältesten überhaupt in Meißen. Später wurde noch oft an- und umgebaut, in den DDR-Jahren allerdings wenig für den Erhalt der Bausubstanz getan. Erst nach der deutschen Wiedervereinigung war eine Teilsanierung des Hauses möglich. 2012 erwarb es ein Restauratorenehepaar, das äußerst behutsam mit den historischen Schichten im Gebäude umgeht. Um es erhalten zu können, haben die Eigentümer Wohnräume für Untermieter und eine Ferienwohnung mit traumhaftem Ausblick auf die Altstadt von Meißen eingerichtet.
Unterstützung seit 2017
Bereits 2017 unterstützte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Restaurierung der mit Zement ausgeflickten Stufen im Treppenhaus, der großen Sandsteinplatten in der Eingangshalle und der spätgotischen Metalltür. Weitere Förderungen unterstützen - auch mithilfe von Spenden - den Erhalt von Wandmalereien. Die Eigentümer öffnen ihr Haus regelmäßig für Besucher, um ihnen Einblick in die Zeugnisse vergangener Wohnkultur zu gewähren - das hat Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz verdientt.