Dorfkirche Löbnitz
Löbnitz, Sachsen

Dorfkirche Löbnitz

Erst reformatorischer Bildersturm - dann lutherische Bilderpracht

Die Reformation, die Martin Luther (1483-1546) mit auslöste, hatte eine Reihe von von Luther ungewollten Folgen. Bilderstürme waren eine davon. Luther trat den Bilderstürmern entschieden entgegen. Nach seinem Verständnis konnten Bilder dabei helfen, das Wort Gottes zu verstehen. Dennoch wurden angefacht von anderen reformatorischen Strömungen Gemälde, Skulpturen, prachtvolle Kirchenfenster, Darstellungen Christi und der Heiligen sowie weiterer Schmuck aus den Kirchen entfernt, beschädigt und teilweise komplett vernichtet.

Wo der Barock in den Protestantismus eingezogen ist

Nach dem Westfälischen Frieden 1648 waren diese Auswüchse endgültig vorbei. Der Barock schwang sich zu nie gekannter Pracht empor. Auch protestantische Kirchen wurden reich geschmückt und prächtig ausgestattet, anders als man es 100 Jahre zuvor angesichts der selbst verschriebenen Schlichtheit hätte erwarten können. So überrascht die Dorfkirche von Löbnitz in Sachsen ihre Besucher mit einer aufwendigen Bilderdecke von 1691/92 und ihrer herausragenden Ausstattung

Die Dorfkirche war über mehrere Jahrhunderte die Patronatskirche der im Ort ansässigen Familie von Schönfeld. Die Familie, die zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern Sachsens gehört, stattete die Kirche mit einer außerordentlich reichen und kunstgeschichtlich hochrangigen Ausstattung in den Formen des Frühbarocks aus. Der Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert wurde im 16. Jahrhundert zur heutigen Saalkirche umgebaut. Damals erhielt der rechteckige Westturm vier Renaissance-Giebel.

Martin Luther auf Holz verewigt - die Löbnitzer Bilderbibel

Die bemerkenswerte Innenausstattung zeichnet sich durch eine Vielzahl von Epitaphien, also Grabdenkmalen für Mitglieder der Familie von Schönfeld, den Altar von 1629 und besonders durch die bemalte Bilderbibeldecke aus. Auf 250 Feldern zeigt diese "Biblia pauperum" Schlüsselszenen und -personen für den protestantischen Glauben. Sie wird "Armenbibel" genannt, weil die gemalten Bilder auch ärmere Menschen, die häufig Analphabeten waren, verstehen konnten. Von der Schöpfungsgeschichte über die Geburt Jesu bis zu seiner Himmelfahrt lassen sich die Geschichten aus Altem und Neuem Testament hier an der hölzernen Kirchendecke "nachlesen", ebenso wie in der Decke Propheten, Apostel, Engel, Martin Luther und sein enger Weggefährte und Mitreformator Philipp Melanchthon (1497-1560) verewigt sind.

Von 2006-15 beteiligte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz an der aufwendigen Gesamtsanierung der Dorfkirche Löbnitz, bei der auch die wertvolle Bilderdecke restauriert werden konnte. Heute strahlt dieses einmalige Kunstwerk des protestantischen Barocks wieder in voller Pracht.

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Langgestreckter Saal, im Kern 13. Jh. als Basilika, Umbau 2. Hälfte 16. Jh., Förderung 2007-09, 2011-15

Adresse:
04509 Löbnitz
Sachsen