Eines der wichtigsten romanischer Damenstifte überhaupt
Frauen aller Stände wurden gerade im Mittelalter als Menschen minderer Art angesehen und galten dem Mann völlig untergeordnet. Das wurde in einer patriarchalischen Welt von der Kirche und Philosophie entsprechend begründet. Da die Emanzipation und Rolle der Frau bis heute Thema sind, schlimmer noch in vielen Teilen der Welt mittelalterlich, sollte jeder Leser wissen, worum es geht.
Frauen erging es im Mittelalter nur besser, wenn sie Bildung und Freizügigkeit erfahren „durften“ - besonders Adelsdamen und Frauen, die sich geistlichen Tätigkeiten widmeten. So genoss etwa die Jungfrau - nach der Märtyrerin - eine so hohe Wertschätzung, wie sie weder von der Ehefrau noch der Witwe erreicht werden konnte. Den niedrigsten Status hatte dementsprechend die ledige Frau. Höhere Freizügigkeit und sogar Teilhabe an politischer Macht war also vor allem den Frauen vorbehalten, die in Klöstern und Stiften leitende Funktionen ausübten, zum Beispiel im ehemaligen Frauenstift St. Cyriakus in Frose.
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Um 936 erstmals erwähnt
Die am Ortsrand von Frose nordöstlich des Harzes gelegene Anlage liegt auf einer kleinen Anhöhe. Wie aus Schriften von Kaiser Otto I. (912-73) hervorgeht, bestand das einstige Damenstift schon als Benediktinerkloster unter Markgraf Gero (†965). Die romanische Gestalt der Kirche entstand im 12. und 13. Jahrhundert - das Kirchenschiff 1170 und die noch bestehenden Türme rund 100 Jahre später. Die Klosterkirche wurde letztendlich bis 1179 (???) als dreischiffige, kreuzförmige Basilika mit sächsischem Stützenwechsel (einem Pfeiler folgen zwei Säulen im Schiff) und Doppelturmanlage errichtet. Im Turminnern befindet sich im Erdgeschoss eine zweijochige kreuzgratgewölbte Halle, darüber die tonnengewölbte Nonnenempore. Die Schiffe sind flachgedeckt.
Das Damenstift selbst erlebte während dieser Phase seine Glanzzeit - für bürgerliche und adligen Frauen eine Heimat mit florierender Wirtschaft und Ackerflächen an einem angrenzenden, ausgetrockneten See. 1446 riet der Bischof von Halberstadt zur Flutung des Sees, um eine ausreichende Fischversorgung in Frose zu etablieren. Diese Idee führte jedoch zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Bischof und Stift. Die Stiftsdamen befürchteten eine einhergehende, unkontrollierbare Bewässerung der unweiten Ackerflächen, die somit unbrauchbar würden. Der Mann setzte sich schlussendlich wieder mal durch, worauf das Stift seine überschwemmten Ackerflächen dem Bischof und der Stadt Aschersleben überließ. Diese Entscheidung zog kurz darauf vermutlich auch die Auflösung des Stifts nach sich.
2006 und 2016 gefördert
Seit 1544 ist die ehemalige Stiftskirche nur noch die Kirche der kleinen Gemeinde Frose. Ursprüngliche Teile der historischen Gebäude sind dabei weitestgehend erhalten geblieben - wie beispielsweise der romanische Stützenwechsel. Die heutige schlichte Ausstattung stammt aus dem Jahr 1892. 2006 und 2016 stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Mittel für die Sanierung des Westwerks zur Verfügung.
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Basilika mit zweitürmigem Westbau, Querschiff und Chor, Ende 12. Jh., im 18. Jh. erneuert, Förderung 2006, 2016, 2018-20
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