Eulenspiegelhaus
Osterwieck, Sachsen-Anhalt
Fachwerk,

Eulenspiegelhaus

Wo Häuser Luthers Lehre verkünden

Martin Luther (1483-1546) hat selbst nie ein Haus gebaut, aber seine Worte und sein Leben haben sogar in der Architektur ihre Spuren hinterlassen. Mit großer Entschiedenheit bekannten sich z. B. die Bewohner Osterwiecks zu Luthers Lehre. In dem Harzstädtchen manifestieren sich die Bekenntnisse zur Reformation an den Häusern. Das sogenannte Eulenspiegelhaus trägt an einem Fachwerkbalken das Bibelzitat "Verbum dei manet in aeternum". Übersetzt bedeutet dies: "Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit" und bringt somit Luthers Lehre, in der die Bibel und das Wort Gottes im Mittelpunkt des Glaubens stehen, auf den Punkt.

Das Selbstbewusstsein der Bürger wuchs

Die heute noch lesbare Inschrift ist auch ein Beleg für das wachsende Selbstbewusstsein der Bürger zu Beginn der Renaissance, die ihre Häuser nicht mehr nur als Zweckbau begriffen, sondern als Möglichkeit zur Repräsentation und Eigendarstellung. Das Eulenspiegelhaus wurde als zweigeschossiger Fachwerkbau um 1534 erbaut. Die Straßenfassade wird bestimmt durch die einstmals mächtige Toreinfahrt, die heute zugemauert ist. Das Fachwerk ist mit reichen figürlichen Schnitzereien des Braunschweigers Simon Stappen geschmückt und zeigt so auch den Wohlstand des Bauherren, der sich diese schmückende Ausgestaltung leisten konnte. An der Fassade ist die Osterwiecker Wappenrose zu erkennen, denn das Gebäude wurde zunächst als kleines Ratsstübchen genutzt.

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Wie das Haus zu seinem Namen kam

Neben allerlei Tier- und Fabelwesen erkennt man auch einen Mann mit Krug und eine Schere, die darauf hinweisen könnte, dass sich im Eulenspiegelhaus die Gewandschneidergilde traf. Seinen Namen erhielt es vermutlich durch die Darstellung der Symbole des sagenhaften Schneidergesellens Till Eulenspiegel, eben jener Schere, einer Eule und eines Narren. Das Haus ist eines der ältesten, noch erhaltenen Fachwerkhäuser der Stadt. 2004 unterstützte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Sanierung der Fenster, die so ihre einzigartigen Vorhangbogen-Zargen behalten konnten.

Fachwerkbau mit reichen Schnitzereien, 1534, Förderung 2004

Adresse:
Schulzenstraße
38835 Osterwieck
Sachsen-Anhalt