Hier wurde die Welt vermessen, von hier wurde das Weltall erforscht - lange bevor 1969 der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte. Der Helmert-Turm auf dem Telegrafenberg in Potsdam wurde 1893 eingeweiht und war zunächst der Fundamentalpunkt für die preußische, später sogar für die europäische Landesvermessung. Was Greenwich also für die Zeit, ist der Helmert-Turm gewissermaßen für den Raum. Wer ein Stück Land vermessen wollte, hatte sich an diesem Fundamentalpunkt in Potsdam zu orientieren. Das einmalige Technikdenkmal verlor auf Grund der technischen Weiterentwicklung mehr und mehr an Bedeutung - ist jedoch trotzdem ein bedeutendes Geschichtszeugnis.
Der Namensgeber des Turms ist Professor Friedrich R. Helmert
(1843-1917). Er gilt als Vater der modernen Geodäsie, der die im
19. Jahrhundert mathematisch geprägte Forschung mit Erkenntnissen
der Physik anreicherte. Dies bedeutete einen Wendepunkt: Helmert
begründete so die moderne Wissenschaft von der Ausmessung und
Abbildung der Erdoberfläche. Für seine astronomisch-geodätischen
Forschungen in Potsdam benötigte er einen Komplex aus mehreren
Gebäuden. Zu dem Ensemble gehören neben dem Turm auch ein Uhren-
und zwei Meridianhäuschen, sowie kleine Begleitbauten, die
sogenannten Mirenhäuschen. Den Takt gaben die Pendeluhren im
Uhrenhäuschen vor, da exakte Zeitmessungen für diese Forschung
unerlässlich waren. Sie wurden nach den Sternen gestellt, die über
das Meridianhäuschen und den Helmert-Turm hinweg zogen. Um diese
beobachten zu können, konnten die Dächer dieser Gebäude geöffnet
werden. Noch bis Anfang der 1990er-Jahre wurde das Ensemble für die
Erforschung der Gestalt der Erde verwendet.
Der Helmert-Turm hat neben einem bau- und technikgeschichtlichen
einen hohen wissenschaftlichen Wert. Ziel ist, das ganze Ensemble
für die Öffentlichkeit zugänglich und den 15 Meter hohen Turm auf
dem 94 Meter hohen Telegrafenberg auch als Aussichtspunkt begehbar
zu machen. Damit das möglich wird, muss der Komplex zuerst vor dem
Verfall gerettet werden. Heute ist der Turm in einem sehr
schlechten baulichen Zustand. Um den Helmert-Turm zu erhalten, sind
umfangreiche Arbeiten notwendig. Vor allem muss weiteres Eindringen
von Wasser und die Fortschreitende Korrosion der tragenden Teile
verhindert werden. Auch die undichte Not-Kuppel, die nach dem 2.
Weltkrieg montiert wurde, soll unbedingt einer neuen weichen. Seit
2003 stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz erhebliche Mittel
für Rettung des bedeutenden Technik-Denkmals zur Verfügung.
Erfahren Sie mehr über dieses Denkmal im Online-Magazin Monumente der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mehr