Es ist wahrscheinlich eines der letzten, original erhalten gebliebenen Geburtshäuser eines Reformators. Das Hermann-Bonnus-Geburtshaus im niedersächsischen Quakenbrück wurde aus Bäumen gebaut, die um 1495 gefällt wurden. Erste Untersuchungen des verwendeten Holzes lassen vermuten, dass der Fachwerkbau 1498 errichtet wurde. Es gilt schon seit langer Zeit als Elternhaus des Reformators Hermann Bonnus (1504-48), aber das schien jahrzehntelang nicht abschließend geklärt - doch allein schon durch sein hohes Alter ist der Bau von immensem hausgeschichtlichem Wert ist.
Die Errichtung von Gebäuden in Fachwerkbauweise war in Deutschland bis ins 19. Jahrhundert die meistverbreitete Form des Hausbaus. Hierbei wurde ein Grundgerüst aus behauenen Hölzern auf ein festes Fundament gesetzt, die Zwischenräume des Holzrahmens - die so genannten Gefache - mit Ästen und Weidenruten gefüllt, die man umeinander wand. Mit Lehm dichtete man das Geflecht ab. Aus dem Althochdeutschen "want" ("das Gewundene, Geflochtene") entstand die Wand, deren Begriff man generell auf alle Hausarten übertrug.
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Wegbereiter der Reformation in Norddeutschland
Hermann Bonnus kam aus gutem Hause. Seine Eltern waren wohlhabend, schickten ihren Sohn in die damals besten Lehranstalten - zuerst auf die Lateinschule von Quakenbrück, später auf die Domschule in Münster. Schließlich studierte der Eleve in Wittenberg, kam in die Wiege der Reformation und wurde Schüler von Philipp Melanchthon (1497-1560) und Martin Luther (1483-1546). Ganz praktisch trug er zur Verbreitung der Reformation v. a. in Norddeutschland bei: Unter anderem half er dabei mit, Luthers Bibelübersetzung nochmals zu übersetzen, diesmal ins Niederdeutsche; er bearbeitete ein Gesangbuch für die Lübecker Kirchengemeinde, in der er tätig war, schrieb einen Choral, der sich bis heute in evangelischen Gesangbüchern findet, und 1543 oblag Bonnus die Erstellung und Durchsetzung einer "Christlichen Kerkenordnunge und Reformation" im Osnabrücker Land. In seinem Geburtsort Quakenbrück schuf er gleichzeitig eine zeitgemäße Schulordnung.
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Sein Geburtshaus ist ein zunächst unscheinbar wirkender Zweiständer-Fachwerkbau, dem man heute ansieht, dass er dringend Hilfe benötigt. Als die Holzuntersuchungen zu bestätigen schienen, was in Quakenbrück schon lange geläufig war, dass in diesem Fachwerkhaus der berühmteste Sohn der Stadt geboren worden war, setzte man viele Hebel in Bewegung: Das Haus soll nun endlich seiner historischen Bedeutung gemäß instandgesetzt werden und anschließend öffentlich zugänglich sein. Zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation soll der bemitleidenswerte Zustand des Denkmals, das lange nicht gepflegt worden ist, ein Ende haben. Zunächst muss das Gebäude gesichert werden. Viele tragende Holzständer sind marode, ebenso die Ausfachungen. 1961 wurde die Fassade zur Straße um einen halben Meter gekürzt, regelrecht abgesägt und bekam an Stelle dessen eine neue Fachwerkfront.
Dieser Baufrevel wurde 2017 behoben, die Stiftung stellte Mittel für Zimmererarbeiten im Rahmen der Fachwerksanierung zur Verfügung.
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Fachwerkhaus, um 1500, vermutlich Geburtshaus des Reformators Hermann Bonnus (1504-1548), Förderung 2017
Adresse:
Goldstr.
49610 Quakenbrück
Niedersachsen
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