Ein „Maison de Plaisance“, ein Lustschloss war „Hue de Grais“ - malerisch gelegen in der Landschaft der Wipperniederung im thüringischen Wolkramshausen. Das heutige Schloss - ein zweigeschossiger Fachwerkbau auf Bruchsteinsockel - wurde ab 1721 anstelle einer früheren, baufällig gewordenen Anlage errichtet. In der Zeit des Absolutismus, als jeder Adelige von Rang und Namen die Nähe zu Hof und Herrscher suchen musste, Etikette und gepudertes Haar über Auf- und Abstieg entschieden, suchte sich der Bildungsadel seine ganz eigenen Refugien: Orte, an denen weniger das Zeremoniell, sondern die Bequemlichkeit ausschlaggebend war und man sich der schönen Künste und Lüste ereifern konnte, ohne stets den Atem des Souveräns im Nacken zu spüren.
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Spätbarocker Schmuckkasten
Walrad Ludwig von Wilcke - ein verdienter Obrist von Sachsens absolutem Herrscher August dem Starken (1670-1733) - und seine Frau Anna Wilhelmine aus dem Soldatengeschlecht von Wurmb waren die Erbauer. Sie ließen die Räumlichkeiten im Gegensatz zum damals vorherrschenden Pomp eher schlicht ausgestalten. Den einzigen Schmuck bildeten farbige Paneele, die mit Bandwerk und Chinoiserien bemalt waren. Sein Sohn Wilhelm Ludwig von Wilcke und dessen Frau Charlotte Henriette von Götz, eine sehr musisch und künstlerisch veranlagte Dresdner Hofdame, ließen dann von 1752-54 umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten durchführen. Fast jeder Raum erhielt eine repräsentative Ausstattung mit Wandbespannungen, Malereien, Paneelen, Öfen und kostbarem Mobiliar - ein spätbarocker Schmuckkasten. Nördlich des Herrenhauses entstand 1764 als pavillonartiger Bau eine Bibliothek. Von Generation zu Generation, zunächst der Familie von Wilcke, später durch Einheirat der Grafen Hue de Grais, blieb das barocke Gesamtkunstwerk bis in die Neuzeit erhalten. Robert Graf Hue de Grais (1835-1922) wurde hier geboren. Als Theoretiker des Verwaltungsrechts erlangte er durch seine Schriften und besonders das „Handbuch der Verfassung und Verwaltung in Preußen und dem Deutschen Reich“ Bekanntheit und Bedeutung. Von 1865 bis zu seinem Tod war er alleiniger Besitzer von Schloss Hue de Grais. 1873 heiratete er die Generalstochter Wilhelmine Freiin von Hanstein. Sie bekamen drei Töchter. Die zweitgeborene Elsa (1876-1956) war die letzte Bewohnerin des Schlosses.
34 Jahre Leerstand!
Nach dem Tod der Gräfin stand das Schloss von 1956-90 leer, wurde aber 1980 durch den Kulturbund teilsaniert. 1990-93 führten die Erbengemeinschaft Hue de Grais erste Sanierungsarbeiten durch. 1997 wurde das Lustschloss an den Urenkel von Robert Graf Hue de Grais zurückgegeben Begonnen im Jahr 2017, konnte 2021 mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die Konservierung und Wiederanbringung der wertvollen Leinwandbespannung in einigen Räumen erfolgen.
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