Kaufmannshaus

Nicht nur das äußere Stadtbild Lübecks mit seinen historischen Häusern und dem mittelalterlichen Stadtgrundriss stellt ein Kulturgut ersten Ranges dar, auch im Innern vieler Häuser verbergen sich noch kulturhistorische Schätze. Dabei geht es um historische Raumausstattungen vom Mittelalter bis zur Neuzeit, die aufgrund des speziellen Lübecker Baurechts, das den Abriss der Brandwände zwischen den Häusern über Jahrhunderte blockierte, noch heute unter Tapeten und anderen Verkleidungen erhalten sind. Von besonderer kunsthistorischer Bedeutung sind dabei die Wandmalereien, die sich oft in mehreren Schichten übereinander vor allem auf den Brandwänden, gelegentlich jedoch auch auf den raumteilenden Wänden, noch erhalten haben. Sie wurden mit Kalkfarben direkt auf die gekalkten Backsteinwände aufgetragen. Das Spektrum der Motive reicht dabei von dekorativen Mustern, Blüten und Ranken bis zu figürlichen Darstellungen mit profanen und religiösen Themen. Die Malereien legen Zeugnis ab für das bürgerliche Selbstbewusstsein einer seit dem frühen Mittelalter reichen und unabhängigen freien Reichsstadt. Als führende Hansestadt und freie Reichsstadt konnte sich in Lübeck schon früh ein eigenständiges stadtbürgerliches Bewusstsein entwickeln, das in den meisten anderen Städten erst im Zuge der Emanzipation von kirchlicher oder fürstlicher Lokalmacht möglich wurde. Im Vergleich zu Zeugnissen des höfischen oder kirchlichen Selbstverständnisses sind sie weniger erforscht und oft auch schlechter überliefert. Mit den noch über 40 erhaltenen figürlichen und über 200 ornamentalen Wandmalereien in Lübeck würde sich eine einmalige Chance bieten, diese historischen Quellen zu sichern, zu erforschen und auszuwerten. Das Gebäude Mengstraße 21 befindet sich im so genannten Kaufmannsviertel und gehört zu den nicht im Krieg zerstörten Gebäuden, an denen sich der Charakter dieser ehemals wichtigen und renommierten Straße mit Häusern Lübecker Hansekaufleute ablesen lässt. 1832 erhielt das Gebäude eine klassizistische Fassade. Im Kern handelt es sich aber um ein gotisches Haus, das 1296 erstmals archivalisch erwähnt wurde. Der Seitenflügel, an dessen Ost- und Nordwand sich die zu restaurierende Wandmalerei befindet, stammt wohl noch aus dem 14. Jahrhundert, die Malerei aus dem 15. Jahrhundert. Sie zeigt sowohl eine unbekannte figürlich Darstellung als auch rote Blüten an grünen Ranken gleich einem Rosenstock. Die Rose stellt ein Mariensymbol dar. Als Blume allgemein kann sie auch das Paradies bedeuten. Die Ausmalungen lassen Rückschlüsse auf die Nutzung ziehen, die hier eine wohnliche war. Die Restaurierung, an der sich auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligt hat, ist abgeschlossen.

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Giebelbau mit klassizistischer Fassade und Hofflügel, im Kern 13. Jh., Umbau 14. Jh. und 1832, Wandmalerei im Flügelbau 15. Jh., Förderung 2001

Adresse:
Mengstraße
23552 Lübeck
Schleswig-Holstein