Es mag verwundern, dass die Liebfrauenkirche in Bremen einem preußischen Generalfeldmarschall in seiner Fassade huldigt: Helmuth Karl Bernhard von Moltke (1800-91) - sein Reiterdenkmal stammt vom Bildhauer Hermann Hahn und wurde hier 1909 angebracht. Doch die nach dem Dom älteste Kirche der Stadt war von 1867-1919 auch die Kirche der Bremer Garnison. Der Natursteinbau mit mächtiger Doppelturmfassade hat den letzten Krieg relativ gut überstanden.
Erste Pfarrkirche außerhalb des Bremer Dombezirks
Die erste hölzerne Pfarrkirche wurde hier von Erzbischof Unwan um 1020 gegründet und war dem heiligen Veit geweiht. Für einen Neubau aus Mitte des 12. Jahrhunderts wurde dem Kirchenschiff ein Turm vorgebaut, der heutige Südturm. Er ist neben Resten der Nordwand und den beiden romanischen Portalen der älteste erhaltene Teil der Kirche. Um 1160 wurde die Kirche zu einer dreischiffigen Basilika mit drei Apsiden erweitert. Die Umwidmung des Patroziniums an die Gottesmutter Maria (Unser Lieben Frauen) ist erst 1220 nachweisbar, soll aber schon vorher vollzogen worden sein. Die Liebfrauenkirche wurde ab 1230 zur dreischiffigen Hallenkirche in der Breite des Vorgängerbaus erweitert. Der Südturm wurde miteinbezogen. Ende des 14. Jahrhunderts folgte die Erweiterung des Chores durch ein viertes südliches Schiff, das aber im 19. Jahrhundert wieder von der Kirche abgetrennt wurde, um es für Gemeindezwecke zu nutzen.
Wertvolle Fenster - "Brausen vom Himmel"
Die gotischen Gewölbe prägen zusammen mit den großen Maßwerkfenstern den Innenraum. Der Innenraum erscheint seit den 1960er Jahren backsteinsichtig - von Wänden und Gewölbe wurden 1960 Putz und Ausmalungsreste entfernt. Die mittelalterliche Ausstattung ist nicht erhalten. Es finden sich die Kanzel aus dem Jahr 1709, ein Epitaph aus dem 17. Jahrhundert sowie flämische Leuchter der gleichen Zeit. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fenster wurden 1966-73 nach Entwürfen von Alfred Manessier (1911-1993) erneuert. Im Mittelpunkt steht sein Pfingstfenster, das eine Stelle aus der Apostelgeschichte 2 interpretiert: "Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus". Selten hat ein modernes Fenster die Bibel so gut getroffen. Die Glasfragmente stürzen in explosiven Einzelbewegungen aus der gelbrot glühenden Höhe des Fensters hinab, zeigen heftige Verwerfungen, Farben und Formen reißen sich regelrecht mit - Bewegung pur! Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz förderte die aufwendige Sanierung der Fassaden und der Überarbeitung der Manessier-Fenster.
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Gotische dreischiffige Hallenkirche, ab 1230, Chorerweiterung und viertes Schiff im 14. Jh., Westgiebel 19. Jh., Förderung 2015/16, 2018/19
Adresse:
Unser Lieben Frauen Kirchhof
28195 Bremen
Bremen
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