Als junger Mönch war Martin Luther (1483-1546) Gast bei den Franziskanern in der Oberkirche Arnstadt. Später wurden hier viele seiner wertvollen Erstschriften aufbewahrt. 1505 hatte sich Luther für das Leben als Mönch entschieden. Dreimal kam er in die Stadt am Thüringer Wald, erstmals im Jahr 1506. Während dieses Besuchs lernte er den Barfüßer-Mönch Heinrich Kühne kennen. Eine Predigt, in der Kühne den Ordensstand lobte, soll den jungen Luther damals sehr für das Leben der Mönche begeistert haben: "Wir ... saßen und sperrten Maul und Nase auf, schmatzten auch vor Andacht ... von unserer heiligen Möncherei", schrieb Luther später. Dass er seine Ansichten zum Klosterleben später radikal änderte, ist Geschichte.
In einer alten Urkunde taucht Arnstadt bereits im Jahr 704 auf, zählt damit zu den ältesten deutschen Städten. Um 1250 gründeten Bettelmönche, auch Barfüßer genannt, aus Gotha das Franziskanerkloster und errichteten eine 60 Meter lange, einschiffige Saalkirche im gotischen Stil. 1531 wurde in Arnstadt die von Luther angestoßene Reformation eingeführt. In der Folge mussten die Mönche das Kloster unter "großem Zorn" verlassen. Nach der vollständigen Säkularisation und einem Stadtbrand 1581 diente die Oberkirche als Hauptkirche der Stadt, auch für die Grafen von Schwarzburg-Arnstadt. Von 1589 bis 1911 nutzten verschiedene Schulen die im Laufe der Zeit stark umgebauten Klostergebäude, die heute ein evangelisches Gemeindezentrum mit Kindergarten und Seniorenbegegnungsstätte beherbergen.
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Kostbarkeiten unterm Kirchendach
Die Ausstattung der Oberkirche aus der Zeit um 1600 ist komplett erhalten geblieben - ein historisches Zeugnis für das Wirken der Arnstädter Künstler und Bürger. Sie waren lange durch ihre hohen Stadtmauern geschützt, durch Handel und Gewerbe zu erheblichem Wohlstand gekommen. Ihre Kirche wurde reich mit zweigeschossigen Emporen, Fürsten- und Grafenständen aus der Renaissance ausgestattet. Die Kanzel, das Taufbecken und den Altar im Stil des Manierismus hat in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts der bedeutende Arnstädter Bildschnitzer Burkhardt Röhl geschaffen. In der Sakristei der Oberkirche lagerten über Jahrhunderte weitere Kostbarkeiten: Bücher, darunter viele Erstschriften von Martin Luther und sogar ein Gesangbuch von 1525 - einer Zeit als die Reformation gerade ihren Anfang nahm.
Auf Wasser gebaut
Doch dann kam der größte Feind des Papiers - das Wasser. Denn das Gelände wird durch Wasserläufe durchnässt und unterspült. Die Bibliothek mit 2130 Büchern musste deshalb ausgelagert werden. Die Mauern der Kirche waren über die Jahrhunderte instabil worden. Auch die Tonnendecke war bedroht, das Dach undicht, Schädlinge machten sich breit. An vielen Stellen hatte sich bereits der Putz gelöst, so dass die Innenausmalung gefährdet war.
Die Instandsetzung des Außenbaus wurde in Abschnitten durchgeführt - seit 1999 mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und engagierten Treuhandstiftungen unter ihrem Dach. Ab 2000 erfolgte die Hausschwamm- und Anobienbekämpfung. 2008 begann die Dachsanierung des Schiffes, 2014 die Sicherung und Restaurierung der Ausstattung, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auch dank Spenden unterstützen konnte. Mithilfe einer Treuhandstiftung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sollen nun die ausgelagerten Bücher wieder ihren Platz in der inzwischen restaurierten Sakristei finden.
Die Oberkirche in Arnstadt ist ein Denkmal ganz besonderer Art, denn ihre reiche, wertvolle Ausstattung umfasst so viel - von der Geschichte der Reformation und der Renaissance bis zum späten Manierismus im Thüringen des 17. Jahrhunderts.
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Saalbau aus Werk- und Bruchstein, 2. Hälfte 13. Jh., Nordturm 1461, Förderung 1999-2002, 2007-17
Adresse:
Pfarrhof
99310 Arnstadt
Thüringen
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