Palais Rantzau - ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
Lübeck, Schleswig-Holstein

Palais Rantzau - ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Lübeck ist bekannt für seine mittelalterliche Altstadt. Das Palais Rantzau unweit des Doms jedoch gibt sich mit seinen romantischen Zinnen und Türmchen als typisch neogotisches Bauwerk des 19. Jahrhunderts zu erkennen. Wer um das hell verputzte "Schloss" aus der Zeit der Burgenromantik herumgeht, erlebt auf der Rückseite allerdings eine Überraschung. Die rückwärtige Fassade aus rotem Backsteinmauerwerk mit ihren gotischen Spitzbogenfenstern verrät, dass sich in dem 1858 von Kuno Graf zu Rantzau-Breitenburg errichteten Palais ein weit älterer, mittelalterlicher Kern verbirgt. Erst recht spannend wird es im Inneren des Gebäudes, in dem heute die Verwaltung des Schleswig-Holsteinischen Musikfestivals ihren Sitz hat. Während sich im Keller gotische Gewölbe erhalten haben, finden sich im Erdgeschoss barocke Türeinfassungen aus dem 17. Jahrhundert. In der Beletage überrascht das Palais mit dem wohl schönsten Rokoko-Festsaal Lübecks. Über den Türen tummeln sich Putten auf großen Stuckreliefs von Johann Nepomuk Metz. Nicht nur diese Stuckaturen des 18. Jahrhunderts befanden sich vor der Sanierung des Bauwerks in erschreckendem Zustand, auch die gesamte Baustatik des Palais war bedroht. 2002 übernahm die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das vernachlässigte Baudenkmal von der Stadt Lübeck, die es als Sitz der städtischen Denkmalpflege genutzt hatte, bevor es zuletzt leerstand. Schüler einer benachbarten Oberschule konnten die fünf Jahre dauernde Sanierung im Rahmen des Schulprogramms "denkmal aktiv" der Deutschen Stiftung Denkmalschutz aus unmittelbarer Nähe verfolgen. Schon bei der gründlichen Bestandsaufnahme kamen interessante Details der wechselvollen Baugeschichte ans Licht. Die Geschichte des Palais Rantzau begann bereits im 13. Jahrhundert mit der Errichtung einer Domherren-Kurie in Gestalt eines freistehenden Wohnturms. Im Immunitätsbereich des Doms durften die Mitglieder des Domkapitels ihre Häuser freistehend errichten, während das Stadtrecht ansonsten Blockbebauung vorschrieb. Diese blieb als einzige von ehemals 13 Domkurien in Lübeck erhalten. 1858 erwarb Kuno Graf zu Rantzau-Breitenburg das im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweiterte Gebäude und ließ es zu seinem schlossartigen Stadtpalais ausbauen. Seit 1900 fristete der prächtige Bau als Schul- und Bürogebäude seine Existenz. Nach umfassender Untersuchung, Reparatur und Restaurierung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2002 bis 2006 kann das Palais Rantzau wieder seinen ganzen Charme entfalten - zur Freude der Lübecker, die die sorgfältige Sanierung mit großem Interesse verfolgt haben.

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Neugotischer Putzbau, im Kern Anfang 14. Jh., mehrfach erweitert, 1858 Um- und Neubau, Förderung 2002-06, 2013

Adresse:
Parade
23552 Lübeck
Schleswig-Holstein

Das Palais Rantzau erzählt seine Geschichte
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