Im Jahre 1580 wurden während eines verheerenden Stadtbrandes in Bad Gandersheim weite Teile der Altstadt vollständig zerstört. Auch das zu dieser Zeit erst kurz zuvor errichtete Rathaus fiel den Flammen zum Opfer. In den Folgejahren wurde das Rathaus nicht an alter Stelle wiederaufgebaut, sondern inmitten der Stadt, unter Einbezug des Kirchenschiffs der ausgebrannten Marktkirche St. Mauritius im Stil der Weserrenaissance neu errichtet.
Der Westturm der ehemaligen Kirche wurde hierzu als Bezugspunkt
gewählt. Von außen ist die eingebaute Kirche nicht sichtbar
geblieben - der polygonale Chorabschluss wurde rechteckig umbaut.
Im Inneren zeigen sich noch die gotischen Gewölberippen des Chores,
unterbrochen von einem eingezogenen Geschoss, so dass sich unter
den Rippen heute der Ratssaal im zweiten Obergeschoss zeigt. Die an
der Ost- und Südfassade angebrachten, farbenreich gefassten
Renaissance-Erker verweisen auf die Bedeutung des Inneren. Der Bau
des späten 16. Jahrhunderts ist bis heute nahezu unverändert
erhalten geblieben. Leichte Veränderungen erfolgten im 18./19.
Jahrhundert durch die Erneuerung der Dachwerke und in den 1980er
Jahren durch die Neukonzeption des Heimatmuseums im Turm und im
Dachgeschoss, welches ein neues Zugangsportal auf der Nordseite des
Turmes erhielt, das in historisierenden Formen ausgearbeitet
ist.
Es finden sich Schäden durch Setzungen im Baugrund,
Feuchtebelastung durch den Straßenverkehr, Streusalze und
Wetterbelastung. Das hat zu Abrissen der Westfassade von den
Längswänden geführt.
Seit 2015 fördert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Maurerarbeiten und die Steinrestauration an der Westfassade.