Schweizerhaus

Alpenidylle im Mittelgebirge

Im Späthistorismus entwickelte sich ein Baustil, der besonders in Deutschland, Österreich-Ungarn und Skandinavien Anklang fand. Der sogenannte Schweizerhaus-Stil wurde besonders durch adelige oder industrielle Landbesitzer geschätzt, die vom "einfachen Leben" der Bergbevölkerung beeindruckt waren und sich ein Refugium zum Genießen der Landschaft errichteten. Viele dieser Schweizerhäuser entstanden in reizvollen Naturregionen fern der Alpen, so in den Mittelgebirgen, im sächsisch-böhmischen Raum und an der Ostseeküste. Der Bautyp nimmt Bezug auf die klassischen Gebäude des Alpenraums, flache Dächer und weit vorkragende Dachfirste geben den Bauten ihren unverkennbaren Stil. Dächer, Balkone und Erker sind mit kunstvollem Schnitzwerk verziert. So auch das noch heute erhaltene Schweizerhaus in Tettnang.

Filigraner Holzbau mit Alpenblick

In direkter Nähe zum Bodensee hat man von einigen Standorten der baden-württembergischen Gemeinde Tettnang aus einen weiten Panoramablick auf den Bodensee und die Alpen. Das reich verzierte Schweizerhaus wurde 1880 in Holzblockbauweise errichtet. Es erhebt sich über einem niedrigen Steinsockel und wird von einem weit überstehenden flachen Satteldach abgeschlossen. Die Straßenseite betont ein zweigeschossiger Loggienvorbau, die südliche Giebelwand wird durch Balkone und die nördliche Giebelwand durch einen Söller akzentuiert. Als Söller bezeichnet man einen Balkon, der nicht frei aus der Fassade ragt, sondern durch Mauern oder Pfeiler gestützt wird. Die zweifarbig gehaltenen Fassaden sind zudem mit filigran ausgesägten Zierhölzern in klassizistisch historisierender Formensprache reich dekoriert. Alle Innenräume verfügen über vollständig erhaltene Wandvertäfelungen.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz förderte 2003, 2005 und 2006 die Sanierung der Fassaden und des Daches.