Stiftsmühle Aurich

Vollständig erhaltene Holländerwindmühle

Die Stiftsmühle im ostfriesischen Aurich ist mit ihren fast 29 Metern eine der höchsten Mühlen in Nordwestdeutschland und das weithin sichtbare Wahrzeichen der Kreisstadt. Die Technik der fünfstöckigen Holländerwindmühle aus dem Jahr 1858 ist vollständig erhalten. Seit Jahren wird das Ensemble Stück für Stück saniert – auch dank der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Stiftsmühle für unverheiratete Töchter

1858 wurde das „Sethe’sche Fräuleinstift für unverheiratet gebliebene vaterlose Töchter“ in Aurich gegründet, um alleinstehende Frauen und Witwen, deren verstorbene Väter oder Ehemänner weder Akademiker noch Offiziere waren, mit einer kostenfreien Wohnung und vierteljährlichem Unterhalt zu unterstützen. Im selben Jahr entstand die Holländerwindmühle in der Stadt. Den Beinamen „Stiftsmühle“ erhielt sie allerdings erst später. Der historische Mühlenplatz ist seit 1731 bezeugt – allerdings befand sich der Platz mit Mühle damals noch außerhalb der stetig wachsenden Stadt. Die über die Jahre näher gerückten Gebäude und die gewachsenen Bäume nahmen der Vorgängermühle den Wind. Optimistisch und an den Ort gebunden, baute der Müller seine neue Mühle fünfstöckig. Trotz der Höhe und der damals modernen Technik arbeitete die Mühle nicht mehr wirtschaftlich, 1932 drohte ihr Abriss. Das Sethestift kaufte und verpachtete die Mühle bis 1968. Seit 1977 ist die Mühle ein Museum.

Groß und großartig

Auf der Liste der höchsten historischen Windmühlen der Welt ist die Auricher Stiftsmühle „erst“ auf Platz 12. Sie ist aber wohl die höchste öffentlich zugängliche Mühle in ganz Deutschland. Der Achskopf mit seinen vier Jalousieflügeln ist auf einer Höhe von 28,6 Metern. Die Flügel bestehen aus Klappen, die sich öffnen und schließen lassen und so den Wind durchlassen oder einfangen. Die umlaufende Galerie auf einer Höhe von 17 Metern bietet eine beeindruckende Sicht auf die Auricher Altstadt. Die Mühle ist ein technisches Denkmal und mit der erhaltenen Technik in der Region einzigartig – und als Museum erlebbar. Aus der Zeit vor der technischen Modernisierung von 1933 existieren noch ein Schrotgang sowie jeweils zwei Feinmehlgänge und Peldegänge. Im Peldegang liefen die speziell behauenen Peldesteine in einem größeren Abstand voneinander, um die Getreidekörner nicht zu zermahlen, sondern Gerste beispielsweise zu schälen. Zur „modernen“ Technik von 1933 gehören die Anlage zur Weizenmehlherstellung bestehend aus zwei Feinmehlstühlen mit Porzellan- und Riffelwalzen und einer Elevatoranlage, einem Mischbehälter mit Rührwerk, einer Schälmaschine und Absackvorrichtung sowie einem Plansichter. Seit 1999 werden nach und nach Teile der Mühle und der Technik restauriert. 2022 half die Deutsche Stiftung bei der Wiederherstellung der Flügel.