Sprudelhof Bad Nauheim
Bad Nauheim, Hessen

Sprudelhof Bad Nauheim

Als "Weltbad der Belle Epoque" bezeichneten die wohlhabenden Gäste die Bade- und Kuranlagen in Bad Nauheim. Zu verdanken hatten sie diese dem Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein. Dieser war nämlich nicht nur als Staatsmann tätig, sondern auch als engagierter Kunstmäzen. Er beauftragte den Großherzoglichen Regierungsbauinspektor Wilhelm Jost im Jahr 1905 mit dem Umbau der bisherigen Kuranlagen sowie dem Bau neuer Anlagen.
Grund dafür waren wohl die gestiegenen Gästezahlen. Um die Jahrhundertwende hatten die beiden Badeärzte August und Theodor Schott nämlich nachgewiesen, dass die Kohlensäure der Bad Nauheimer Sole einen positiven Effekt auf das Herz habe. In Bad Nauheim herrschte somit Hochkonjunktur und sogar Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, war 1898 wegen eines Herzleidens zu Gast.

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Kombination aus Tradition und Moderne

Gelegen ist der Sprudelhof, der im Zuge des Umbaus und der Erweiterung der Kuranlagen zwischen 1905 und 1911 entstanden ist, am Rande eines von Heinrich Siemayer angelegten Kurparks. Er ist der Mittelpunkt einer Achse zwischen dem Bad Nauheimer Bahnhof und dem Johannisberg. Jost wollte mit seinem Bau Tradition und Moderne kombinieren. Er bezog aktuelle Formen des Jugendstils ein und ließ sich vom Neobarock beeinflussen. Ganz im Sinne von Großherzog Ernst Ludwig, dessen Maxime lautete: "Habe Ehrfurcht vor dem Alten und Mut, das Neue frisch zu wagen". Besonders das nahegelegene Darmstadt entwickelte sich zu einem der Zentren des Jugendstil in Deutschland. Da Bad Nauheim zum damaligen Zeitpunkt Teil des Großherzugtums Hessen-Darmstadt war, verwundert es nicht, dass die Anlage unter Mitwirkung der Darmstädter Künstlerkolonie geplant wurde. Der Jugendstil selbst orientierte sich als Abkehr von den klassischen Architekturstilen stark an organischen Formen, trotzdem lässt sich ihm kein bestimmter Baustil zuordnen. Während man Jugendstilbauten vielfach mit floralen Elementen und geschwungenen Linien und Formen in Verbindung bringt, so entwickelte sich andernorts eine geometrische Ausrichtung des Jugendstils - wie auch in Bad Nauheim. So entstanden sieben Badehäuser mit Wartesälen, 264 Badezellen, 16 Innenhöfe und zwei Verwaltungsgebäude. Zentrum ist dabei der Sprudelhof mit seinen zwei Sprudeln. Eine weitläufige und vornehme Anlage - ganz nach dem Geschmack der elitären Kurgäste.

Luxus für die Gäste

Um eben jene gut betuchten Gäste nicht bei der Erholung zu stören, wurde der Sprudelhof mit einem komplexen, unterirdischen Anlagensystem versehen. Sämtliche Reinigungs- und Transportarbeiten konnten auf diese Weise "unbeachtet von dem noblen Publikum" vonstatten gehen.

So wurden die Badewannen beispielsweise nach Gebrauch im Boden versenkt und in den Versorgungsgängen gereinigt. Zudem sorgten lange Verbindungsstollen dafür, dass sämtliche Güter unterirdisch in den Sprudelhof gebracht werden konnten.

Einfluss der Darmstädter Künstlerkolonie

An dem Bau des Spudelhofs wirkten auch verschiedene Künstler der Darmstädter Künstlerkolonie mit, die der Großherzog gegründet hatte. Die Brunnenschalen und der Ernst-Ludwig Sprudel in dem von Arkaden eingefassten Sprudelhof stammen von Heinrich Jobst.

Die Innendekoration der Bauten wie die figürliche Keramik oder die farbigen Glasfenster wurden von namenhaften Künstlern wie Julius Scharvogel, Wilhelm Kleukens oder Albin Müller gefertigt. Dabei tauchen immer wieder Meerestiere wie Fische, Muscheln, Krebse oder Seepferdchen auf, aber auch Figuren aus der Mythologie wie Nixen, Nymphen und die Pferde des Meeresgottes Poseidon.

Sanierung des Badehaus 7

Mit den zahlreichen Verzierungen, Dekorationen und Ornamenten gehört der Sprudelhof zu den wohl wichtigsten und prägnantesten Bauten des Jugendstils. Wegen seiner Geschlossenheit gilt er als Paradebeispiel der Epoche, die als Lebensreformbewegung galt und eine neue Ästhetik mit sich brachte.

Doch an eben jener neuen Ästhetik ist die Zeit nicht spurlos vorbeigegangen. Insbesondere eines der Badehäuser wies starke statische sowie witterungsbedingte Schäden auf. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich aufgrund der besonderen kunsthistorischen Bedeutung des Sprudelhofs an den Sanierungsmaßnahmen am Badehaus 7. Im Zuge der Restaurierung wurden die Fassaden instandgesetzt und Risse behoben.

Jugendstil Bad- und Kuranlage nach Plänen von Wilhelm Jobst unter Mitwirkung der Darmstädter Künstlerkolonie, 1911, Förderung 2014/15, 2017

Adresse:
Sprudelhof
61231 Bad Nauheim
Hessen