St. Andreas
Lutherstadt Eisleben, Sachsen-Anhalt

St. Andreas

Kirche und Kanzel von Luthers letzten Predigten

Martin Luther (1483-1546) muss schon sehr schwach gewirkt haben, hier auf der Kanzel von St. Andreas in Eisleben, der größten Kirche der Stadt, wo er seine letzten Predigten hielt. Die Zahl seiner Leiden war enorm: Magen- und Gallenbeschwerden, heftige Verstopfungen, Harnstau, Nierenkoliken, Herzschmerzen, hoher Blutdruck. Luther äußerte sich zudem über Ohrensausen, Mittelohrentzündungen, Gicht und Angina, über Phasen von schwerem Kopfweh, Ohnmachtsanfälle und Schwermut, gar über Halluzinationen. Doch weil er nie gutes Essen, Wein und Bier missen wollte, weil er sich als Mönch schwer kasteit hatte, für seine Reformation alles gab, war dann hier in Eisleben Schluss – im Alter von 63 Jahren, ein für damalige Zeit stattliches Alter.

Im Januar 1546 war Luther über Halle nach Eisleben gereist, um einen Streit der Grafen von Mansfeld zu schlichten. In der Stadt, in der er auch geboren worden war, starb Martin Luther am 18. Februar 1546, wahrscheinlich an multiplem Organversagen. Sein Körper konnte einfach nicht mehr. Danach blieb sein Leichnam in St. Andreas aufgebahrt, bevor er nach Wittenberg überführt und dort am 22. Februar in der Schlosskirche beigesetzt wurde.

500 Jahre nach Luthers Zeit benötigt der beeindruckende Kirchenbau Hilfe: Feuchtigkeit durchzieht die Mauern, und das Dach ist undicht. Helfen Sie, ein besonderes Zeugnis der Reformation zu erhalten!

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Sinnbild der durch Bergbau reich gewordenen Bürgerschaft

Die Kirche St. Andreas stellt die stattlichste Kirche in der Lutherstadt Eisleben dar. In der Silhouette der Stadt zeigt sie sich auf einer Anhöhe im Zentrum der Stadt, westlich hinter dem spätgotischen Altstädter Rathaus. Die Pfarrkirche der Altstadt von Eisleben wurde bereits 1180 erstmals erwähnt. Der heutige Bau ist eine spätgotische Halle mit dreischiffigen Chor und einer Doppelturmanlage im Westen. Der umfassende Neubau der Kirche wurde im 15. Jahrhundert mit dem Chor begonnen, es folgte das Kirchenschiff und bis 1486 das Erdgeschoss des Turmes. Der Oberbau mit einer doppelten Haube entstand erst 1714-23. Der Neubau sollte den Reichtum der durch Bergbau zu Wohlstand gelangten Bürger Eislebens demonstrieren.

Im Inneren beeindruckt der hallenartige Charakter des Langhauses. In der Kirche hat sich eine äußerst bemerkenswerte Ausstattung aus Spätgotik und Renaissance erhalten. An einem Pfeiler des Mittelschiffs hängt jene hölzerne Kanzel des frühen 16. Jahrhunderts, von der Martin Luther seine letzten Predigten hielt und die seither nur noch „Lutherkanzel“ genannt wird.

St. Andreas – ein erster Ort gelebter Ökumene

In St. Andreas versuchte Luther mit der letzten Kraft seines reformatorischen Willens, die Religionskonflikte innerhalb der Grafschaft, in der er geboren worden war, zu lösen. Die Landesherren, die Familie der Grafen von Mansfeld war nur zum Teil evangelisch geworden, zum Teil katholisch geblieben. Luther erreichte in St. Andreas die Organisation evangelischer und katholischer Gottesdienste zu unterschiedlichen Tageszeiten und unterstützte so schon früh den ökumenischen Gedanken. 2011 förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Sanierungsarbeiten am Langdach der Kirche. Denn St. Andreas war und ist bis heute einer der wichtigsten Orte der Protestanten. In Eisleben wurde Luther geboren, hier in St. Andreas hielt er seine letzten Predigten und in Eisleben starb der große Reformator. 2018 möchte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Sanierung des für die Reformation bedeutenden Baus unterstützten. Durch undichte Dächer dringt Feuchtigkeit in den Dachstuhl, und auch die Fassaden weisen ernstzunehmende Feuchtigkeitsschäden auf, die behoben werden soll. Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende!

Spätgotische Hallenkirche mit älterem doppeltürmigen Westbau, 15. Jh., mehrfach verändert und umgebaut, Förderung 2010, 2017-18

Adresse:
Andreaskirchplatz
06295 Lutherstadt Eisleben
Sachsen-Anhalt