St. Annen
Lutherstadt Eisleben, Sachsen-Anhalt

St. Annen

1515 gestiftet - 1523 schon wieder aufgelöst

Die Lutherstadt Eisleben ist zunächst vor allem als Geburts- und Sterbeort Martin Luthers (1483-1546) bekannt. Der Reformator weilte aber noch häufiger dort und nahm Einfluss auf die Geschicke der Stadt und die ihrer Kirchen und Klöster - so z. B. auf die 1513 gegründete Kirche St. Annen und ihr Kloster. Martin Luther war ab 1515 Distriktsvikar der sächsischen Reformkongregation der Augustinereremiten. Er hatte 11 Klöster im mitteldeutschen Raum zu beaufsichtigen, darunter auch das Kloster St. Annen in Eisleben, das er 1515 und 1516 besuchte. 1520 nahm er dort am Generalkonvent der Augustiner teil.

Heute wird die zum Kloster gehörige Kirche als Pfarrkirche genutzt. Das in Zeiten des religiösen Umbruchs gegründete Kloster selbst hatte nur eine kurze Lebensdauer. Caspar Güttel, der Prior des Klosters und guter Freund Luthers, läutete mit seinen Predigten in der St. Annenkirche die Reformation in Eisleben ein. Wohl schon zu Beginn des Jahres 1523 verließen die meisten Mönche das erst 1515 gestiftete Kloster. Aber bis heute haben sich die originalen Mönchszellen aus Luthers Zeit dort erhalten.

Eine Baustelle zu Zeiten der Reformation

Graf Albrecht VII. von Mansfeld-Hinterort (1480-1560) ließ 1511 die Neustadt Eisleben errichten und sah sie für die Ansiedlung von Bergleuten aus anderen Gegenden Deutschlands vor. 1513 veranlasste er den Bau der St. Annen-Kirche. Die Bauarbeiten begannen 1514, 1516 waren Chor- und Sakristeibereich der spätgotischen Kirche fertiggestellt. 1515 stiftete Graf Albrecht das zugehörige Kloster, bis 1523 wurde der Ostflügel des Klausurgebäudes erbaut. Und dann wurde der Klosterbau von den Geschehnissen der Zeit überrollt. Die Reformation machte das Kloster überflüssig. Auch die Arbeiten am Kirchengebäude stockten. Erst 1585 wurde der Kirchenbau weitergeführt. Bis 1608 waren Langhaus, Westkapelle und Nordturm in den Formen der Renaissance vollendet. Die neogotische Turmspitze stammt aus dem Jahr 1852.

Einzigartige Ausstattung aus Spätgotik und Renaissance

Im Kircheninneren ist viel von der wertvollen Ausstattung aus der Zeit der beiden Bauphasen erhalten: der spätgotische Schnitzaltar von 1510, eine reich figurierte Kanzel von 1608, die ornamentierte Holzkassettendecke im Schiff und insbesondere die steinernen Brüstungsreliefs des Chorgestühls. Die sogenannte Eislebener Steinbilderbibel entstand 1585. Die St. Annenkirche zeigt so in eindrucksvoller Weise den stilistischen Übergang von der Spätgotik zur Renaissance.

Bergwerksschäden!

Da St. Annen im Bergbaugebiet des Mansfelder Landes liegt, waren schon um 1900 schwere Senkungsschäden aufgetreten, die in einer Sanierung 1906-09 behoben wurden. Knapp 90 Jahre später zeigte der Kirchenbau erneut erhebliche Risse und starke Erosionserscheinungen an den Mauerwerken. Der Kirchturm neigte sich bereits nach Nordosten, und die Ecktürmchen über den Strebepfeilern, die sogenannten Fialen, drohten herunterzustürzen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich daher ab 1996 an den aufwendigen Arbeiten. Die statisch-konstruktiven Sicherungsmaßnahmen waren im Frühjahr 2007 abgeschlossen.

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Einschiffiger Bau mit Gegenchören und hohem Nordturm in spät- und nachgotischen Formen, Ostchor 1514-16, Fertigstellung 1585-1608, Restaurierung 1846-56, Förderung 1996/97, 2003, 2006

Adresse:
Annenkirchplatz
06295 Lutherstadt Eisleben
Sachsen-Anhalt