St. Georg
Mansfeld, Sachsen-Anhalt

St. Georg

Ein Juwel der Religionsgeschichte

Es ist die Kirche, in welcher der junge Martin Luther (1483-1546) dem Gottesdienst gelauscht hat, die Kirche, in der er Ministrant war - wenn man so will, die erste theologische Prägeanstalt des berühmtesten Reformators der Welt! Mansfeld in Sachsen-Anhalt: 1484 waren Hans (1459-1530) und Margarethe (1459-1530) Luder - damals noch mit D geschrieben - mit ihrem knapp einjährigen Sohn Martin von Eisleben ins Kupferbergbaurevier Mansfeld gezogen. Von 1488-97 besuchte er hier die Lateinschule und diente im Vorgängerbau der gegenüberliegenden Stadtkirche St. Georg als Ministrant. Rund fünfhundert Jahre nach dem Thesenanschlag, der Luther weltweit berühmt gemacht hat, war einer der prägendsten Orte seiner Kindheit dringend auf Hilfe angewiesen.

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Messdiener Martin Luther

Was der Messdiener hier sah, muss schon damals besonders gewesen sein. Mansfeld und sein Erzreichtum prosperierten. Einer Inschrift zufolge wurde der Bau der Bruchsteinkirche St. Georg 1397 begonnen. Erstmals wurde sie 1434 in der ältesten Urkunde der Stadt Mansfeld erwähnt. Der spätgotische Kirchenbau, den man heute besuchen kann, stand damals allerdings noch nicht. Der spätere Reformator erlebte eine Kirche im Umbau. Der romanische Vorgängerbau, von dem sich noch der untere Teil des kräftigen Westturms erhalten hat, wandelte sich in den Jahren um und nach 1500 zu einer imposanten Hallenkirche mit spätgotischen Maßwerkfenstern und eigentümlich asymmetrischem Zuschnitt. Die genaue Baugeschichte muss erst noch erforscht werden. Quellen erwähnen eine erste Weihe 1497, offenbar während der Bauphase, dann einen verheerenden Brand 1498 und fortwährende Instandsetzungs- und Bautätigkeiten, bis 1548 auch der Turm vollendet war. Er blieb mit Mansfeld und dem dortigen Grafengeschlecht stets in Kontakt. Noch kurz vor seinem Tod predigte er in seiner Heimatkirche.

Rettung pünktlich zum Luther-Jubliäum 2017

Seit vielen Jahren schon ringt die kleine Gemeinde in Mansfeld darum, ihre kostbare, denkmalgeschützte Kirche zu retten. Vor allem eindringende Feuchtigkeit infolge des schadhaften Ziegeldachs setzte St. Georg alarmierend zu. Bereits seit 2007 beteiligte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz kontinuierlich daran, hier grundlegend Abhilfe zu schaffen. Inzwischen ist die Außenhülle saniert. Die ausgeführten Arbeiten überzeugen mit ihrer hohen Qualität. Ein umso erschreckenderes Schadensbild bot sich im Innenraum. Großflächig blätterte im lichten Chorraum der Putz von den Wänden, Schimmel- und Schmutzflecken beeinträchtigten das Gesamtkunstwerk St. Georg.

Dabei birgt dieser Innenraum ungewöhnlich reichhaltige Schätze, die das Baudenkmal zu einem Highlight auf dem Lutherweg in Sachsen-Anhalt machen. Viele der wertvollen Ausstattungsstücke stammen aus Luthers Lebenszeit. Allein schon die drei zwischen 1492 und 1520 entstandenen Schnitzaltäre sind einzigartig: der Hochaltar mit der Kreuzigung Christi und zwei Retabeln, das sind Altaraufsätze, von der Geburt Christi und der Marienkrönung. Die Brüstungsfelder der Hufeisenempore schmücken 49 bemalte Tafeln mit Szenen aus dem Neuen Testament. Darüber hinaus ziehen eine kunstvoll gestaltete Kanzel von 1617, ein Luther-Porträt von 1540 und ein vorzügliches Auferstehungsgemälde von 1545 aus der Schule Lucas Cranachs d. Ä. sowie zahlreiche qualitätsvolle Grabdenkmäler der Grafen von Mansfeld die Blicke auf sich.

Ursprünglich über dem Hauptportal hing das spätgotische Reliefbild des Heiligen Georg. Beherzt stürmt der holzgeschnitzte Drachenkämpfer darauf hoch zu Ross gegen den Lindwurm an. Wie ein nervenzehrender, langwieriger Drachenkampf gegen widrige Mächte mutete auch das Ringen um die Rettung der Kirche St. Georg bisweilen an. Doch aufgeben? Nein. Auf dem Reliefbild des Heiligen Georg, das schon Luther betrachten konnte, geht der Kampf weiter - und ebenso für die Menschen, die sich engagiert um Luthers Heimatkirche kümmerten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bestärkt sie darin. Pünktlich zum 500. Jahrestag der Reformation gingen die Arbeiten endlich ihrem Abschluss entgegen.

Spätgotischer Bruchsteinbau mit polygonal geschlossenem Chor, 1497-1520, Westturm im Kern älter, Förderung 2007, 2009, 2011, 2013/14, 2016

Adresse:
06343 Mansfeld
Sachsen-Anhalt