St. Marien
Freyburg (Unstrut), Sachsen-Anhalt

St. Marien

Seit dem Mittelalter unverändert

Manchmal behauptet der Volksmund, St. Marien in Freyburg an der Unstrut sei die kleine Schwester des Naumburger Doms. Gewisse äußerliche Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen: Die Westtürme der Stadtkirche erinnern sehr an die Osttürme der Kathedrale, die zur gleichen Zeit gebaut wurden. Jedoch verfügen die Türme in Freyburg im Gegensatz zu denen in Naumburg noch über die Turmhelme der Spätromanik. Insgesamt stammt die Pfarrkirche aus dieser Epoche, ergänzt um Änderungen aus der Spätgotik. Seit 1500 fanden keine bedeutenden baulichen Veränderungen mehr statt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half, das Bauwerk aus dem späten Mittelalter zu erhalten.

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Ursprung romanisch, Gesamtbild gotisch

Um 1210 bis 1230 ließ Landgraf Ludwig IV. von Thüringen St. Marien bauen. Das einstige Westportal wurde zwar durch einen spätgotischen Eingang ersetzt, jedoch erhielt es bei Wiederherstellungsmaßnahmen im Jahr 1930 seinen romanischen Zustand zurück, so dass das Tympanon - der Schmuck auf der Fläche im Bogen über dem Eingang - eine besondere Attraktion der Kirche darstellt. Im fünfzehnten Jahrhundert fand der Umbau der Kirche zu einer Hallenkirche statt, was den Verlust einiger romanischer Kostbarkeiten nach sich zog. Die romanische Apsis wurde dabei durch den längeren und höheren gotischen Chorraum ersetzt. An der Stelle, an der sich sonst die südliche Nebenapsis befindet, entstand die Sakristei. Der Vierungsturm mit dem Querschiff und Teile des Chores stammen noch aus der späten Romanik. Weitere Elemente und Ausstattungsmerkmale der Kirche bilden allerdings ein überwiegend gotisches Gesamtbild.

Romanische schlichter Innenraum mit gotischer Ausstattung

Der Innenraum präsentiert sich romanisch schlicht mit spätgotischer Ausstattung: Hanns Gottwald von Lohr, einem Schüler Tilmann Riemenschneiders, werden die Schnitzarbeiten des Altars zugeschrieben, die um 1500 entstanden. Das Kunstwerk zählt heute zu den besten Arbeiten jener Zeit im Raum Thüringen. Im Mittelschrein wird die Marienkrönung wiedergegeben. Sie wird von Engeln und einem Engelchor begleitet und von dünn gedrehten Säulchen begrenzt, die einen Baldachin aus gewundenem und gekreuztem Astwerk tragen. Darauf befinden sich die Figuren der Heiligen Katharina und Barbara. Auf den inneren Klappflügelseiten des Altars ist die Verkündigung, Heimsuchung und Geburt Christi und der Tod der Maria dargestellt. Die um 1600 bemalten Außenseiten der Flügel zeigen die vier Evangelisten. Etwa zeitgleich entstand auch die an einen Kelch erinnernde Taufe, über der nackte Putten sitzen und tanzen. Im südlichen Nebenschiff befindet sich ein spätgotisches Kruzifix mit einer außergewöhnlich ausdrucksvollen Darstellung des Gekreuzigten. Aus der gleichen Zeit stammt auch eine geschnitzte Darstellung von Anna mit ihrer Tochter Maria und Jesus, eine so genannte „Anna Selbdritt“-Figur.

Halle mit zweitürmigem Westbau, Querschiff, Vierungsturm und Chor, um 1210-30 als Basilika, Chor 1408/09 verlängert, Umbau Ende 15. Jh., Förderung 2000, 2002

Adresse:
06632 Freyburg (Unstrut)
Sachsen-Anhalt