St. Nicolai in Coswig und viele einst katholische Kirchen in Mitteldeutschland eint ein gleiches Schicksal: erst kam die Zerstörung im Religionskrieg, dann erstrahlten sie in neuem Glanze - am Ende immer auf protestantische Art!
Bei der Nicolaikirche in Anhalt wechselten die Fronten sinnbildlich sogar mehrfach. Sie ist das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. Der ursprüngliche romanische Kirchenbau wurde Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet. Dann kam Martin Luthers (1483-1546) Reformation, dann die Gegenreformation. Die Kirche von Coswig wurde darauf 1547 durch die mit Kaiser Karl V. (1500-58) verbündeten Spanier das erste Mal zerstört. Nicht lange nach dem Schmalkaldischen Krieg 1547 ließ der protestantische Fürst Wolfgang (1492-1566) St. Nicolai kurz vor seinem Tod 1564/65 wieder aufbauen. Dann schlug der Dreißigjährige Krieg (1618-48) erneut mit voller Gewalt zu. Erst in den Jahren 1685 bis 1702 konnte die Kirche wiedererrichtet werden und erhielt letztendlich ihre heutige Gestalt - bis auf den Turm. Der wurde 1865 nach einem Brandschaden im oberen Abschnitt neugotisch wiederhergestellt.
Zum spätromanischen Kernbau zählen die Wände des Kirchenschiffs, der Triumphbogen in der Vierung sowie der Unterbau des Westturms. Frühgotischen Ursprungs sind der Chor und das Nordportal aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Das frühgotische Hauptportal verdient besondere Beachtung. Es ist über sechs Meter hoch. Die Säulen beiderseits der Eingangstür weisen Kapitelle mit Knospen und Blattornamenten auf.
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Umbau um 1700 bestimmt die Erscheinung
Das heutige äußere Erscheinungsbild verdankt die Kirche insbesondere dem Umbau um 1700. Es handelt sich um eine langgestreckte Saalkirche mit steilem Satteldach. Der große dreijochige Langchor und die fehlende Apsis gehen auf einen Umbau zur Bettelordenskirche zurück, der im 13. Jahrhundert erfolgte. Im Inneren fällt die unterschiedliche Ausführung von Langhaus und Nonnenchor auf. Der Chor ist mit einem Kreuzrippengewölbe versehen, während das Langhaus mit einer flachen Kassettendecke abschließt.
Der Gesamteindruck wird durch die zweigeschossigen Emporeneinbauten beherrscht. Die Emporen der Nord- und Südseite stammen aus dem 16. Jahrhundert. Zwischen 1688 und 1706 kam die Orgelempore dazu - im Osten wurden die Emporen in den Chorraum hineingezogen. Die Nordwand weist zahlreiche Türen auf, von denen die kleinen zu den Privatlogen vermögender Familien führten. Die größte Tür war der Zugang zur Loge des Fürstenhauses.
Besonders hervorzuheben ist die reiche barocke Ausstattung der Saalkirche, die auch aus der Umbauphase um 1700 stammt. Zur prunkvollen Innenraumausgestaltung der Zeit gehören der große Altaraufsatz, der Orgelprospekt und die Kanzel. Zu den älteren Ausstattungsstücken zählen die Fenster mit Glasmalereien aus dem 14. Jahrhundert.
Förderung nach Schwammbefall
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat dieses herrliche Sakraldenkmal 2001 gefördert. Denn die Coswiger Nicolaikirche zählt durch ihre außerordentlich reiche und künstlerisch hochwertige Ausstattung zu den herausragenden Kirchen Sachsen-Anhalts. An der Dachkonstruktion waren Schäden im Bereich der Vertikalanschlüsse und der Mauerkrone deutlich erkennbar, ebenfalls war Schwammbefall an der Nord- und Südseite festzustellen.
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Einschiffiger Bau mit gestrecktem Chor und Westturm, im Kern 13. Jh., 1699-1708 erneuert, Förderung 2001
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