Stadtkirche St. Marien
Lutherstadt Wittenberg, Sachsen-Anhalt

Stadtkirche St. Marien

Mutterkirche der Reformation - erster Gottesdienst auf Deutsch!

Wenn man so will, konnten hier alle Christen das erste Mal den Wortlaut des Evangeliums wirklich verstehen. Denn in der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg predigten die Reformatoren Martin Luther (1483-1546) und Johannes Bugenhagen (1485-1558) - auf Deutsch! Bis dahin wurde die Heilige Messe über Jahrhunderte nur in lateinischer Sprache gehalten. In Wittenberg jedoch konnte auch der einfache Gläubige die Predigt verstehen und durfte das Abendmahl erstmals "in beiderlei Gestalt" feiern - mit Brot und Wein, die an die Gemeinde ausgeteilt wurden. St. Marien gilt damit als die Mutterkirche der Reformation.

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Ort von Luthers berühmten Invokavit-Predigten

1187 wurde St. Marien erstmals urkundlich erwähnt. Um 1280 entstand der heutige Altarraum, von 1412-39 die jetzt noch vorhandene dreischiffige Halle und die Türme. 1522 wurde im Zuge eines Bildersturms fast die gesamte Inneneinrichtung zerstört. Martin Luther kehrte deshalb von der Wartburg aus seinem Schutzexil zurück und hielt hier seine berühmten lnvokavit-Predigten, um diese extremen Auswüchse und Aufstände der Reformation in Wittenberg zu zähmen.

Heim bedeutender Werke der Reformation

Im Schmalkaldischen Krieg 1547 wurden an den Türmen Plattformen für Kanonen geschaffen. 1556 wurden hier die noch heute erhaltenen achteckigen Hauben errichtet. 1811 erfolgte die Umgestaltung der Inneneinrichtung nach den neogotischen Plänen des Baumeisters Carlo lgnazio Pozzi (1786-1842). Die St. Marien-Kirche schmücken herausragende Werke: Der Reformationsaltar zeigt wichtige Szenen aus Zeiten der Reformation in Form von Allegorien. Lucas Cranach d. Ä. (um 1472-1553) konzipierte den Altar und malte den Großteil der Schauseite; Lucas Cranach d. J. (1515-1586) malte die Tafeln der Rückseite und vervollständigte die Vorderseite. Der Altar wurde 1547 vollendet und im selben Jahr in der Kirche aufgestellt. Die Mitteltafel der Schauseite stellt das Letzte Abendmahl dar - mit Martin Luther dargestellt als Jünger Jesu. Auch der Sockel des Altars zeigt ein Bildnis Luthers. Darüber hinaus sind Der Altar von St. Marien in Wittenberg huldigt der Reformation.

Die letzte Sanierung erfolgte in den 1980er Jahren. 30 Jahre später war der umfangreiche Sanierungsbedarf überall in der St. Marienkirche ersichtlich. Durch Feuchtigkeit waren auch die berühmten Cranach-Bilder stark gefährdet. An manchen Tafeln lösten sich die Farben, an anderen waren die Bildträger durch Holzwürmer befallen, es gab Risse, Rahmen waren gebrochen, Schmutz verdunkelte die Malereien. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte 2014 die Restaurierungsarbeiten am Altar. Rechtzeitig zum Reformationsjubiläum zeigt sich diese Inkunabel der Reformationszeit nun wieder in alter Pracht.

Hallenkirche mit Zweiturmfassade, Altarraum um 1280, Langhaus und Türme 1412-1439, Turmhauben 1556, Förderung 2014

Adresse:
Kirchplatz
06886 Lutherstadt Wittenberg
Sachsen-Anhalt