Stellwerkgebäude
Großenkneten, Niedersachsen

Stellwerkgebäude

Faszination Dampf

Rund 150 Jahre standen sie für Fortschritt und Innovation, förderten die rasante Entwicklung des Handels und ließen Reisen immer kürzer werden, bis sie aufgrund ihres hohen Wartungs- und Reparaturaufwandes Mitte des 20. Jahrhunderts nach und nach außer Dienst gestellt wurden. Ihre Faszination haben Dampflokomotiven jedoch bis heute nicht eingebüßt, wenn sich die Stahlkolosse unter lautem Rattern und schwarzen Rauchschwaden über die Schienen bewegen.

Seltenes Denkmal der Technikgeschichte

Aufgrund seiner Lage am Schnittpunkt der Eisenbahnlinien Oldenburg-Osnabrück und der inzwischen stillgelegten Trasse Ahlhorn-Vechta entwickelte sich der Bahnhof Ahlhorn Anfang des 20. Jahrhunderts schnell zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Nicht nur durch einen nahegelegenen Fliegerhorst, auch durch den Weitertransport großer hier abgebauter Sandmengen entwickelte sich neben dem Personenverkehr ein reger Gütertransport, das Gleisfeld wuchs stetig. Hierdurch ergab sich die Notwendigkeit, die Züge sowohl auf das richtige Gleis zu lenken, als auch große Kapazitäten zur Betankung der zahlreichen Dampflokomotiven mit Wasser zu schaffen. 1931 entstand deshalb in Großkneten ein Stellwerksgebäude mit Wasserturm, das Ahlhorner Stellwerk As. Das backsteinverkleidete Gebäude im Stil der neuen Sachlichkeit ist heute eine Rarität, da Stellwerkgebäude mit Wassertank nicht sehr häufig existierten und mit der Aufgabe der Dampfeisenbahnen größtenteils abgebrochen wurden.

Das Gebäude wird durch durch den viergeschossigen Turmbau dominiert, der durch seine massive Bauweise entfernt an einen Wehrturm erinnert. Die beiden Flügelbauten, mit einem pavillonartigen Obergeschoss großzügig verglast und farblich hell abgesetzt, mildern das wuchtige Erscheinungsbild des Turms und geben dem Gebäude eine gewisse Leichtigkeit. Hier, im ersten Obergeschoss befand sich der Arbeitsplatz der Bahnbeamten, mit idealem Blick auf die Gleise. Neben der Aufgabe, einen reibungslosen Betriebsablauf zu gewährleisten galt es, die Apparatur im Auge zu behalten, welche auf die Füllmenge des darüber liegenden Wassertanks hinwies. Nicht nur Dampfloks und Kesselwagen wurden hierüber versorgt, auch alle betriebseigenen Dienstgebäude und -wohnungen waren an diese Wasserversorgung angeschlossen. Der Wassertank nahm fast die gesamte restliche Turmhöhe ein.

Neunutzung nach Rettung

Der technische Fortschritt machte auch vor Ahlhorn nicht halt: Das Stellwerkgebäude war nach seiner Stilllegung im Jahr 1991 lange Zeit in bemitleidenswertem Zustand - die Scheiben eingeworfen, die Außenwände mit Graffiti besprüht, überall starke Spuren von Vandalismus. Mit 2014 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zur Verfügung gestellten Mitteln wurde die Gesamtsanierung des Technikdenkmals gefördert. Ende 2016 konnte eine neue Nutzung für das Gebäude gefunden werden, hier zogen Büros und Archivräume ein. Somit ist der Erhalt dieses seltenen erhaltenen Beispiels der Eisenbahnverkehrsgeschichte künftig gesichert.

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Sachlicher Backsteinzweckbau, 1931, Förderung 2014

Adresse:
Vechtaer Str.
26197 Großenkneten
Niedersachsen