Alte Münze
Wertheim, Baden-Württemberg

Alte Münze

Sitz des Schultheiß und Münzprägestelle

Auf den ersten Blick sieht man ihr das hohe Alter nicht an: Die „Alte Münze“ mitten in der Wertheimer Altstadt wurde schon um 1260 errichtet, wohl von den Wertheimer Grafen, und ist damit das älteste Gebäude der Wertheimer Altstadt. Es ist wahrscheinlich, dass hier von Anfang an der Schultheiß wohnte und für die Herrschaft die Gelder eintrieb. Diese Annahme wird untermauert von der Tatsache, dass die Straße im 16. Jahrhundert noch „Schulzengasse“ hieß. Das repräsentative Steinhaus wurde 1560 umgebaut und aufgestockt und 1589 errichtete man daneben einen Fachwerkbau, mit dem die Alte Münze seitdem einen Gebäudekomplex bildet. Die gräfliche Münzprägestelle wurde 1767 eingerichtet und bestand bis 1808, als das Großherzogtum Baden die Kreismünzstätte nach Mannheim verlegte.

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Die Hausbewohner genossen hohes Ansehen

Während das alte Haus komplett aus Stein gebaut war, wurde der neue Bau 1589 auf einem hohen Steinsockel komplett in Fachwerk errichtet, das zahlreiche Fenstererker mit aufwändigen Schnitzereien aufweist. Über dem Rundbogentor des Fachwerkhauses ist das Handwerkerwappen des Bauherren Peter Heußlein zu sehen, ein angesehener und reicher Bürger Wertheims, der als Schultheiß 17 Jahre lang die Stadt leitete. Schultheiß war kein Beruf, sondern ein Amt, das seinen Trägern von der Herrschaft verliehen wurde. In dem großen Raum, den das Fachwerkhaus ursprünglich im Erdgeschoss beherbergte, verrichtete Peter Heußlein daher auch sein Tuchschererhandwerk. Die harte Arbeit der Tuchscherer bestand darin, die aus dem fertig gewebten Tuch überstehenden Wollfaserreste abzuschneiden, damit der Stoff eine glatte Oberfläche erhielt. Auch Heußleins Ehenachfolger Philipp Leutwein gehörte diesem Handwerk an und auch er übernahm von 1621-1647 das Amt des Schultheiß. Das Anwesen blieb im Besitz seiner Familie, so dass die Straße im 17. und 18. Jahrhundert „Leutweinsgässle“ genannt wurde.

Schäden im Dach mussten dringend behoben werden

Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Alte Münze als Wohnraum genutzt, später wurde eine Gaststätte eingebaut. Man tauschte einige Fenster aus und nahm kleine Veränderungen vor, doch griff man insgesamt nur wenig in die historische Substanz ein, so dass der Gebäudekomplex einen hohen Wert darstellt. Viele Ausstattungselemente, wie Türen, Putzoberflächen und Wandfassungen sind noch erhalten. Auch fand man Wandmalereien. Das Dach, das Fachwerk und Schäden, die durch Setzung entstanden sind, wurden 2018 mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert.

Repräsentatives Steingebäude, errichtet 1260, Umbau und Aufstockung 1560, Förderung 2018

Adresse:
Münzgasse
97877 Wertheim
Baden-Württemberg