Ein Stück italienische Sakralbaukunst in Thüringen
Wer heute das thüringische Buttstädt besucht, hat das Glück, eine der wenigen erhaltenen Friedhofsanlagen Mitteldeutschlands nach italienischem Vorbild bewundern zu können. Den hofartig angelegten „Campo Santo“ (Heiliges Feld) umschließt ein nach innen offener Bogengang. An den Wänden der Arkadennischen befinden sich zahlreiche künstlerisch bedeutsame Grabmale aus der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts, die die Geschichte der Stadt dokumentieren.
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Vom Kirchhof zum „Gottesacker“
Mit der aufwendigen Anlage stellten sich die durch ihre Rolle als Viehhandelsplatz an der Handelsstraße zwischen Frankfurt und Leipzig reich gewordenen Buttstädter selbstbewusst als kunstsinnige Bürger dar. Man betritt den Friedhof durch einen von einem schieferverblendeten Torturm gekrönten Renaissancebogen. Dessen Schlussstein weist die Jahreszahl 1592 aus. Experten mutmaßen, dass der Friedhof anstelle der mittelalterlichen Grabstätte einer Wendensiedlung angelegt wurde, nachdem diese mit dem glanzvollen Aufschwung Buttstädts im 16. Jahrhundert zu einer unbedeutenden Vorstadt herabgesunken war. Die Anlage des Friedhofs entstand aus einem ganz einfachen Grund – Platznot im Stadtzentrum. Bis ins späte Mittelalter war es Usus, Grabstellen so nah wie möglich des Altars anzulegen, die „Kirchhöfe“ breiteten sich rund um die Gotteshäuser aus. Mit dem Wachstum der Städte wuchs auch der Platzbedarf an Begräbnisstätten. Dieser Platz war im Stadtzentrum schlichtweg nicht mehr vorhanden, hinzu kamen hygienisch überaus bedenkliche Zustände. Infolgedessen wurden nach und nach neue Friedhöfe außerhalb der Stadtmauern angelegt. Aus geistlicher Sicht muss dies eine Zumutung gewesen sein, immerhin hatte man über Jahrhunderte nur die Ausgestoßenen vor den Stadttoren verscharrt.
Selten gewordener Ort für die letzte Ruhe
Über 200 Jahre alte Eschen und Eichen überragen das von zwei 30 beziehungsweise 40 Meter langen Arkadengängen umschlossene Geviert. Unter den Arkaden wie auch in dem hängigen Freigelände haben sich über 100 Toten-Säulen, Obelisken, klassizistische Stelen und Grabmale erhalten – eine Chronik thüringischer Bildhauerkunst, deren Inschriften allerdings teilweise stark verwittert sind. Spaziert man die Grabdenkmale ab, so erschließt sich dem Interessierten eine Abfolge der Buttstädter Geschichte von der Renaissance bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch der zur Verfügung stehende Platz des Camposanto war bald erschöpft. Am 2. Juni 1861 wurde das letzte Gemeindemitglied auf dem Friedhof bestattet und der Friedhof geschlossen.
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Adresse:
Am Alten Friedhof
99628 Buttstädt
Thüringen
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