Historische Altstadt
Görlitz, Sachsen

Historische Altstadt

Wiedergeburt eines Flächendenkmals

Glanzlose Hausfassaden, abblätternder Putz und erschreckend verfallene, notdürftig abgestützte historische Bürgerhäuser - wer direkt nach der Wende Görlitz besuchte, dem bot sich vielfach ein desaströses Bild. Die heute östlichste Stadt Deutschlands, die bereits im späten Mittelalter ihre erste Blüte erreicht hatte, befand sich in einem miserablen Gesamtzustand. Die Lage am Schnittpunkt überregionaler Fernhandelsstraßen hatte Görlitz einst zu einer reichen Kaufmannsmetropole wachsen lassen. Nach einem verheerenden Stadtbrand, der 1525 ganze Straßenzüge zerstörte, ließ der Wiederaufbau stattliche Wohn- und Handelshäuser entstehen, die größtenteils im damals aktuellen Renaissancestil errichtet wurden. Von großen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg blieb Görlitz verschont, wurde nach 1945 durch die neu gezogene deutsch-polnische Grenze jedoch in zwei Hälften geteilt. Ab dem Ende der 1940er Jahre hatte die Stadt mit einer starken Abwanderung zu kämpfen und verfiel zu DDR-Zeiten immer mehr.

Die Wiedervereinigung brachte für Görlitz noch rechtzeitig die Rettung. Zahllose Spender und Fördermittelgeber, engagierte Hauseigentümer, Denkmalpfleger und Restauratoren arbeiteten zusammen an der Instandsetzung dieses einzigartigen Altstadtensembles. Das 1993 durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz aufgelegte Bürgerhausprogramm trug entscheidend dazu bei, dass Görlitz heute wieder zu einer der schönsten Städte Deutschlands zählt.

Ein Stadtspaziergang durch Jahrhunderte und Baustile

Wer genau hinsieht, dem fällt auf, dass an vielen Hauseingängen dezent die Förderplakette der Deutschen Stiftung Denkmalschutz prangt. Görlitz kann heute mehr als 4.000 Kultur- und Baudenkmale verzeichnen. Die Bandbreite vieler einmaliger Gebäude in der Görlitzer Altstadt reicht von der Spätgotik über die Renaissance bis zum Barock.

Eine der bekanntesten Stadtansichten zeigt Görlitz vom östlichen Neißeufer mit Blick auf die evangelische Kirche St. Peter und Paul. Der heutige fünfschiffige Kirchenbau, eine spätgotische Hallenkirche, gilt als eine der bedeutendsten mittelalterlichen Sakralbauten im östlichen Deutschland. Von Beginn des 13. Jahrhunderts an erbaut, wurde sie 1298 erstmals urkundlich erwähnt. Der spätromanische Westbau ist noch heute erhalten. 1423 erfolgte unter der Bauleitung von Hans Knobloch und Hans Baumgarten die Grundsteinlegung für den Chor. Die Vollendung des Kirchenbaus erfolgte 1490-1497 durch Conrad Pflüger. 1889-91 wurden der Kirche unter der Leitung des Stadtbaurates Kubale neogotische Turmhelme aus Beton aufgesetzt. Seit Sturmschäden in den 1950er Jahren waren diese sanierungsbedürftig, konnten jedoch erst mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, ebenso wie die Westfassade, zwischen 2001 und 2003 saniert werden. Neben St. Peter und Paul steht das Waidhaus, ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Es ist der älteste erhaltene Profanbau der Stadt. In ihm lagerten die Händler den Färberwaid, einen hochbezahlten Pflanzenrohstoff.

Neue Nutzung für altehrwürdige Mauern

Hinter vielen Dachgauben und instandgesetzten Fassaden der Görlitzer Altstadt gehen heute abends wieder die Lichter an. Die ehemalige Börse, ursprünglich erbaut zwischen 1706 und 1714 für Görlitzer Kaufleute, fungierte später als Amtshaus und dient heute als Hotel. Vom im Stil des Frühbarock gestalteten Eingangsportal schaut heute die in Stein gehauene Tugend der Gerechtigkeit auf Besucher der Stadt an der Neiße herab. Gegenüber befindet sich im prachtvollen Eckhaus der ehemaligen Ratsapotheke ein Café. Die Fassade des 1150-52 errichteten Gebäudes schmücken nicht nur ein zweigeschossiger Eckerker und ein prachtvolles, farbig gefasstes Renaissanceportal. Die Sonnenuhr von Zacharias Scultetus ist Ausdruck des naturwissenschaftlichen Interesses des Bauherrn. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte den Erhalt von Börse und Ratsapotheke.

Ebenso erhielt der Schönhof, das ehemalige Fürstliche Gästehaus von Görlitz, unterstützt durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz seinen Glanz zurück. Seit 1526 vereinigt er drei mittelalterliche Vorgängerbauten in einem Neubau, seine prächtigen bemalten Holzdecken und Wandmalereien des Baus gelten als repräsentatives Beispiel für bürgerliche Innenraumdekorationen der Frührenaissance. Seit Mai 2006 beherbergt der Schönhof das Schlesische Museum.

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Flächendenkmal, Anfänge der heutigen Altstadt Mitte des 13. Jh., hohe Zahl an historischen Gebäuden, Förderung 1991-2016

Adresse:
02826 Görlitz
Sachsen