Apotheke im Herberzhaus
Krefeld, Nordrhein-Westfalen
Von Carschten – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 DE, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Krefeld,_Uerdingen,_Marktplatz,_2011-08_CN-01.jpg&oldid=540789283

Apotheke im Herberzhaus

Im Zentrum Krefeld-Uerdingens

Das stadtbildprägende Ensemble des Herberzhauses im Zentrum des Krefelder Städtchens Uerdingen, beherbergt mit einer der ältesten Apotheken, dem Rathaus und der Stadtbibliothek eine architektonische Einheit. Die klassizistische Häuserzeile direkt am Marktplatz, die von einem Zuckerfabrikanten errichtet wurde, erzählt mit ihrer hochwertigen Ausstattung von der frühindustriellen Blüte am Niederrhein und ist identitätsstiftend für die Bevölkerung. 1870/71 kaufte die Stadt die beiden äußeren Häuser des Ensembles, in das mittlere Haus zog eine Apotheke im Erdgeschoss ein, deren Besitzer im Laufe der Zeit öfter wechselten. Nachdem die Fassaden saniert wurden, werden nun die original erhaltenen Innenräume instand gesetzt.

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Ein frühes Zeugnis der Industriekultur am Niederrhein

Die Familie Herberz (manchmal auch „Herbertz“) war eine erfolgreiche Uerdinger Kaufmannsfamilie, die mit Kolonialwaren handelte. Im Jahr 1805 bekamen sie die erste Genehmigung zur Errichtung einer Rohrzuckerraffinerie. Die Lage am Rhein war günstig, um den Rohstoff Rohrzucker anzuliefern. Doch verhängte Napoleon nur ein Jahr später die so genannte Kontinentalsperre gegen Großbritannien, mit der er jeglichen Handel mit der englischen Großmacht unterband und so auch der Rohrzucker ausblieb. Man suchte nach einem Ersatz und fand ihn in den heimisch angebauten Zuckerrüben. Napoleon ordnete ihren Anbau an, investierte in die Forschung zur Zuckergewinnung und vergab Lizenzen für Zuckerfabriken. Die Familie Herberz war den Umständen entsprechend zwar erfolgreich, kehrte aber zum deutlich ertragreicheren Rohrzucker zurück, als die Kontinentalsperre 1816 aufgehoben wurde.

So war die Familie zu großem Reichtum gekommen, als Balthasar Herberz für sich und seine jüngeren Brüder im Jahr 1830 das stattliche klassizistische Ensemble errichten ließ. Für den repräsentativen Bau beauftragte er den Architekten Adolph von Vagedes (1777-1842), der vor allem durch seine Stadtplanung und öffentlichen Bauten in Düsseldorf bekannt geworden war. Im Innern zieren figürliche Stuckszenen und ein Marmorboden das Treppenhaus des mittleren Gebäudes. Ludwig Pose (1786-1877), der unter anderem das Wiesbadener Stadtschloss ausstattete, gestaltete die Wandmalereien auf der Tapete im ersten Obergeschoss. Überall befinden sich qualitätvoll ausgearbeiteter Stuck, Decken- und Wandspiegel.

Stolz der Bevölkerung

Seitdem die Stadt im 19. Jahrhundert den Großteil des Ensembles übernahm, fand eine Identifikation der Uerdinger Bevölkerung mit den stolzen Gebäuden in ihrem Stadtzentrum statt. Die Außensanierung des Ensembles erfuhr viel Aufmerksamkeit. Besonders bemerkenswert ist die repräsentative und qualitätvolle Innengestaltung des mittleren Gebäudes: Marmorböden, ein Wandsockel und figürliche Stuckszenen prägen das in halbrundem Grundriss ausgeführte Treppenhaus. Die Treppe ist als Wendeltreppe mit geschnitztem Handlauf in Schwanenform gestaltet. Nun sollen vor allem das Treppenhaus und der Saal, dessen letzte Restaurierung im Jahr 1963 dokumentiert ist, saniert werden.

Der Kaufmann und Unternehmer Balthasar Napoleon Herberz hat das klassizistische vermutlich um 1830 für sich und seine Brüder Jacob und Joseph errichtet, Förderung 2021

Adresse:
Am Marktplatz
47829 Krefeld
Nordrhein-Westfalen