Das Brentanohaus in der hessischen Stadt Oestrich-Winkel ist eines der besterhaltenen Beispiele adeliger Wohnkultur des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Erbaut wurde das Landhaus 1751. 1804 erwarb die Frankfurter Kaufmannsfamilie Brentano das Anwesen. Besonders wertvoll ist die originale erhaltene Raumausstattung, welche in großen Teilen aus dem Barock, dem Klassizismus und der Gründerzeit stammt. Jetzt braucht das Haus dringend Hilfe, bitte spenden Sie!
Das Brentanohaus steht für mehr als nur gehobene Baukultur - es ist auch Träger und Zeugnis der Romantik. Denn nicht weit von dem Denkmal entfernt, am Ufer des Rheins, stieß sich 1806 Karoline von Günderrode (1780-1806), die auch "Sappho der Romantik" genannt wird, aus enttäuschter Liebe einen Dolch tief ins Herz - stets zerrissen zwischen dem Drang nach Freiheit und einem antiquierten Frauenbild, dem die spätere Ikone der Frauenbewegung nie entsprechen wollte. Sie war zeitlebens eng mit Clemens (1778-1842) und Bettina von Brentano (1785-1859), der späteren Frau von Achim von Arnim, befreundet. Karoline von Günderrodes Tod entsprach ganz dem Zeitgeist deutscher Poesie des 19. Jahrhunderts, einem von tiefer Melancholie geprägten Blick auf Natur und Vergangenheit. Mit dem Freitod der Dichterin, der vor allem in der Künstlerwelt weite Kreise zog, gewann auch das Brentanohaus an Bedeutung: Es wurde über Jahrzehnte zum Zentrum der Rheinromantik und zog Schriftsteller wie die Gebrüder Grimm und Johann Wolfgang von Goethe an.
Bis vor kurzem war das Brentanohaus ein Weingut mit
angeschlossener Gastronomie und Privatwohnungen. Doch Ende 2014
musste Udo Baron von Brentano das Haus ans Land Hessen verkaufen,
weil er den nötigen Unterhalt von über zwei Millionen Euro nicht
mehr stemmen konnte.
Führungen durch die historischen Zimmer, die durch die zum großen
Teil original erhaltene Ausstattung wie eine Zeitreise ins 19.
Jahrhundert anmuten, sind nach Absprache möglich. Das Schlaf- und
Arbeitszimmer, welches Johann Wolfgang von Goethe bei seinen
Aufenthalten 1814/15 nutzte, leuchtet noch heute so blau wie vor
zwei Jahrhunderten. Die Tapete ist nie vergilbt. Denn die Farben
wurden mit dem sogenannten Schweinfurter Grün gemischt, einer
giftigen Substanz, die heute nicht mehr Anwendung finden würde.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich bereits an der Restaurierung der historischen Fenster und Sandsteingewände, an Putz- und Malerarbeiten an den Fassaden und an der Sicherung des historischen Originalputzes an der Nordfassade. Durch diese Maßnahmen konnte die Außenhülle des Gebäudes weitgehend stabilisiert werden. 2018 wurde mit der Sanierung der historisch wertvollen Innenräume begonnen. Die Stuckdecken waren durch Risse, Abplatzungen und Fehlstellen geschädigt. Die hölzerne Ausstattung, Dielenböden und Türen benötigten dringend eine Restaurierung und auch der Wandputz musste generalsaniert werden. Die Sanierung der Innenräume wurde 2021 fortgesetzt, dabei konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützen.
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