Cafe Winuwuk und Sonnenhof
Bad Harzburg, Niedersachsen

Cafe Winuwuk und Sonnenhof

Die gerade gewachsenen Baumstämme, die der Förster ihm anbot, lehnte der Architekt Bernhard Hoetger ab. Er bevorzugte krumme, knorrige Eichenstämme, die er im Wald persönlich aussuchte. In dem von Hoetger entworfenen "Café Winuwuk" gibt es keine einzige gerade Wand, ebenso wie im benachbarten Ausstellungshaus "Sonnenhof". Beide Bauten thronen hoch über dem Kurstädtchen Bad Harzburg mit weitem Blick ins Land und bilden ein phantastisches, eigenwilliges Architekturensemble der Zwanziger Jahre. Wie eine Kreuzung aus urtümlicher Hütte und moderner Avantgardekunst muten die verputzten Fachwerkbauten mit ihren weit heruntergezogenen Ziegeldächern an. Mythische Vorstellungen von germanischer Bau- und Wohnkultur inspirierten den Expressionisten Hoetger. In dem von ihm selbst kreierten Namen "Winuwuk" klingt dies an: "Weg im Norden und Wunder und Kunst" lautet das entschlüsselte Akronym. Für das Künstlerpaar Dore und Walter Degener ging 1922 ein Traum in Erfüllung, als der berühmte Worpsweder Bildhauer, Kunsthandwerker und Architekt Hoetger sich für ihre Idee begeistern ließ, in Bad Harzburg einen Ausstellungsort für avantgardistische Kunst zu schaffen. Das kreisrunde, außen fensterlose Ausstellungsgebäude umschließt einen Innenhof, in dem als lebensspendende Quelle ein Brunnen sprudelt. Im Mittelpunkt des Cafés hingegen prasselt das offene Feuer des Kamins. Jedes Detail ist phantasievoll gestaltet, mit figürlich beschnitzten Balken, leuchtenden Farben und urigen Möbeln. Den Nationalsozialisten wurde soviel individueller Ausdruckswille zu bunt: Die figürlichen Wandbilder mussten übertüncht werden. Im Zuge einer fachgerechten Sanierung konnte jetzt ein Teil davon wieder freigelegt werden. Auch morsche Balken wurden ausgewechselt, das Dach wieder wetterfest gemacht und die Terrasse vor dem Abrutschen bewahrt. Dabei wurden die Eigentümer auch von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstützt. Wie zu Hoetgers Zeiten können die Ausflügler hier nun wieder Kaffee schlürfen und sich von der Kunst beflügeln lassen.

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Mit Ziegeln verblendete Fachwerkbauten, 1922/23 von Bernhard Hoetger, Förderung 2010/11

Adresse:
Waldstr.
38667 Bad Harzburg
Niedersachsen