Es war mehr als nur einen Männerfreundschaft, die Martin Luther (1483-1546) mit Lucas Cranach dem Älteren (um 1475-1553) verband. Kennengelernt hatten sich der Theologe und der Maler in Wittenberg. Der junge Augustinermönch Martin Luther war schon damals der Star an der vom Kurfürsten gegründeten Leucorea, hatte 1511 den Lehrstuhl für Moraltheologie übernommen, ein Jahr später dort auch promoviert. Und Lucas Cranach war seit 1505 Hofmaler am kursächsischen Hof. Sein Können und sein Geschäftssinn machten ihn zu einem der reichsten Männer in Sachsen. Neben zahlreichen Altarwerken und allegorischen Gemälden fertigten er und seine Werkstatt geschätzte rund 5000 Gemälde, darunter zahlreiche von seinem guten Freund Martin Luther. Cranach war Luthers Trauzeuge, beide übernahmen später die Patenschaft für die Kinder des anderen, was damals einem Familienbund gleich kam.
Heim, Werkstatt, Druckerei und Apotheke
Das Grundstück Schlossstraße 1 kaufte Lucas Cranach d. Ä. 1518. Er wurde so zum Besitzer des repräsentativsten Anwesens in Wittenberg. Im vermutlich unter Cranach erbauten Komplex mit 84 beheizbaren Zimmern und 16 Küchen muss sich auch die Werkstatt des mit bis zu 30 Gehilfen arbeitenden Künstlers befunden haben. Außerdem war das Gebäude mit Apotheken- und Schankrecht ausgestattet, durfte auch Luxusgüter verkaufen und war Weinlieferant des kursächsischen Hofs.
1544 übernahm Lucas Cranach der Jüngere (1515-86) das Anwesen, welches später an seinen Schwiegersohn Polycarp Leyser überging. Leyser ließ die Volutengiebel und Zwerchhäuser des Vorderhauses errichten, die heute nicht mehr erhalten sind. Die barocke Erneuerung des Hauses erfolgte 1773. Mit dem Umzug der Adler-Apotheke vom Markt 4, ebenfalls eine einstige Cranach-Immobilie, zur Schlossstraße 1 im Jahre 1779 wurde das Gebäude um ein Geschoss aufgestockt. 1871 beschädigte ein Brand die oberen Stockwerke schwer.
Fast verfallen im 20. Jahrhundert
Vor allem im 20. Jahrhundert wurde das Areal schwer vernachlässigt und war über viele Jahre dem Verfall preisgegeben. Erste Aufmaß- und Studienarbeiten wiesen bereits 1981 auf die Gefährdung des Bestands hin. Der ruinöse Zustand des Südflügels führte 1992 aus Gründen der Bausicherheit zur Totalentkernung. 1994 wurde der Flügel unter Bewahrung der originalen Außenwände neu aufgebaut.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat 1992 die Sicherung der Südflügels und 2007 die Gesamtsanierung des Dachs gefördert, jüngst auch Malerarbeiten am Objekt. Angelehnt an die Nutzung zu Cranachs Zeit befinden sich heute in dem weitläufigen Areal eine Malschule, eine Apotheke, eine Hofwirtschaft, eine historische Druckerstube und eine Farbenküche.
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Hofensemble mit Renaissancebauten, 16. Jh. über mittelalterlichen Resten, 1773 erneuert, Förderung 1992, 2007, 2012
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