Dorfkirche Dannefeld
Gardelegen, Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Dannefeld

Beten im Stützkorsett

Dannefeld liegt im Süden der Altmark in Sachsen-Anhalt. Der heutige Ortsteil der Stadt Gardelegen wurde unter dem Preußenkönig Friedrich dem Großen gegründet, als man die Landschaft planmäßig entwässerte. Ziel war es, einen für Weide- und Graswirtschaft geeigneten Boden zur Ansiedlung von Kolonisten zu schaffen. Der Plan gelang, und um 1774 wurde die Kirche von Dannefeld in rekordverdächtiger Zeit – von Ostern bis Pfingsten – als für die Region typischer Fachwerkbau errichtet. Auf den ersten Blick fallen die Stützen an der Kirche mit dem hohen Westturm und dem spitzen Helm nicht auf. Regelmäßig an der Nord- und Südwand angeordnet, gesellen sich die hellen Vierkanthölzer zu dem rötlichen Fachwerk und den großflächigen, weißgefassten Sprossenfenstern des Gotteshauses. Doch so unauffällig diese erscheinen, so rettend sind sie. Zur Notsicherung mussten sie im Sommer 2016 angebracht werden, denn die Kirche in Dannefeld bei Gardelegen drohte auseinanderzubrechen. Auch mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte der 250 Jahre alte Bau gerettet werden.

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Umbau um 1900 sorgte für Instabilität

Weil die Gegend zum Ende des 18. Jahrhunderts hin arm an Feldsteinen und mittlerweile auch an Holz war, wurde für den Bau der Kirche Material verwendet, das vorher schon verbaut gewesen war. Die Zimmerleute nutzten alte Hölzer weiter, die trotz Zapfenlöchern und Balkenkerben noch stabil und gesund genug waren. In Dannefeld errichteten sie damit die rechteckige Saalkirche mit dem dreiseitigen Chorschluss und dem eingezogenen, markanten Westturm. Bei einer Bauaufnahme vor zwei Jahren stellte man massive statische Schäden fest. Ging man zuerst davon aus, dass der weiche Baugrund die Ursache für die gefährdete Standsicherheit der Kirche sei, stießen die Ingenieure bald auf die tatsächliche Ursache der Schäden: Um 1900 hatte man die Kirche umgestaltet.

Anlass war vermutlich die neue Orgel, die 1883 der regional bedeutende Orgelbauer August Troch gefertigt hatte. Das Instrument erhielt seinen repräsentativen Platz auf der Westempore. Die Emporen, die sich an den seitlichen Außenwänden befanden, wurden entfernt. Doch man hatte nicht bedacht, dass sie die Außenwände aussteiften, sprich ihnen zusätzlichen Halt gaben. Nun drückten die horizontalen Kräfte des Dachtragwerkes und die des Windes langsam, aber stetig die seitlichen Fachwerkwände des Kirchenschiffs auseinander. Doch nicht nur das Schiff ist instabil: Im Zuge des Umbaus ersetzte man das Fachwerk der westlichen Turmwand durch eine Kalksandsteinmauer. Dabei wurden einige der gelösten, aber notwendigen Verbindungseisen nicht wieder in den Deckenebenen befestigt - noch ein Punkt, der die Standsicherheit des Kirchenbaus gefährdet. Auch eine tragende Holzstütze in der Ostwand des eingezogenen Turms wurde entfernt. Hierdurch verlor der Turm im Laufe der Zeit den Anschluss an das Langhaus.

Gemeindeleben unter saniertem Dach

Zusätzlich problematisch wurde es, da auf diese Weise Nässe eindrang, es bildete sich Fäulnis am Holz, Schädlinge nisteten sich ein. Feucht wurde es auch im Kirchenschiff. Dass die Handwerker damals für den Innenraum einen nahezu diffusionsdichten Anstrich wählten, kann ihnen hingegen nicht vorgeworfen werden. Die neue Mixtur wurde gern verwendet, weil sie den Putzflächen einen gewissen Schutz bot und leicht zu reinigen war. Allerdings war damals kaum bekannt, dass die Farbe die Fachwerkwände nicht „atmen“ ließ, weil sie den Feuchtigkeitsausgleich verhindert – mit fatalen Folgen..

Steht man im gepflegten, durch die großen Fenster hell und freundlich wirkenden Innenraum, fällt der Blick auf die Westempore mit der neoromanischen Orgel, dem – wenn man so will – Grund für die heutigen Probleme. Hier war die verbretterte Decke schon so weit abgesackt, dass sie auf die den Orgelprospekt drückt. Massive, eingezogene Querbalken verhinderten kurzfristig, dass sich Dachstuhl und Deckengewölbe noch mehr senken. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte bei der aufwendigen Dach- und Fassadensanierung der Dorfkirche. So kann der Bau wieder als Zentrum des Gemeindelebens genutzt werden.

Regionaltypischer, einschiffiger Fachwerkbau, erbaut um 1774 mit Westturm. Förderung 2018/19, 2022.

Adresse:
39649 Gardelegen
Sachsen-Anhalt