Die Kirche St. Matthias in Leimbach ist das romanische Schmuckkästchen der kleinen Querfurter Gemeinde Leimbach im Süden von Sachsen-Anhalt. Wie viele andere Feldsteinkirchen in Mitteldeutschland wurde sie rund 70 Jahre nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg (1618-48) barockisiert, als sich die Region wieder erholt hatte und drei neue Generationen gewachsen waren. Zur Erinnerung: Im schlimmsten Krieg vor den Weltkriegen sind in Teilen Sachsen-Anhalts, Mecklenburgs und Thüringens 2/3 der Bevölkerung dahingerafft worden - getötet, vertrieben, verhungert oder durch Seuchen gestorben.
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Was nach dem Dreißigjährigen Krieg geschah
Mit wenigen Ausnahmen lagen viele Landstriche im Heilige Römischen Reich deutscher Nation nach 1648 wirtschaftlich völlig am Boden. Neben der großen Zerstörung lag dies auch an der Abtretung von wichtigen Flussmündungen der Nord- und Ostsee an ausländische Mächte - Schweden zum Beispiel. Die Viehbestände der Landwirte wurden in großen Teilen des Reiches fast vollständig vernichtet, was eine schnelle Erholung der Lage fast unmöglich machte.
Das Bauerndorf Leimbach war wie viele benachbarte Dörfer von der Belagerung der Burg Querfurt durch die Schweden besonders schwer betroffen. Die Truppen der Feinde holten sich auf dem Land, was sie brauchten, um sich zu ernähren - einfach alles. Friedrich von Schiller (1759-1805) drückte es in „Die Piccolomini“, dem Drama über den Niedergang des berühmten Feldherren Wallenstein im Dreißigjährigen Krieg so aus: „Der Krieg ernährt den Krieg. Gehen Bauern drauf, Ei, so gewinnt der Kaiser mehr Soldaten.“
Warum Versailles bis ins kleine Leimbach wirkte
Auch kulturell hatte das Heilige Römische Reich deutscher Nation mit unersetzlichen Verlusten zu kämpfen. So war es nicht verwunderlich, dass sich nach den Wirren des Krieges der kulturelle Einfluss aus dem Ausland, insbesondere der Weltmacht Frankreich, verstärkte. Der Barock von Schloss Versailles war Vorbild bei fast allen Bauten und Umbauten. So wurde Anfang des 18. Jahrhunderts auch die Dorfkirche St. Andreas in Leimbach barockisiert.
Mehrfach umgebaut
Leicht erhöht und zurückgesetzt von der Hauptstraße des Ortes, von einer Treppenanlage umringt, lassen sich an ihr die Architekturdetails verschiedener Epochen gut ablesen. Der um 1200 entstandene Rechteckbau mit quadratischem Chor und Chorturm sowie einer der Südseite angesetzten Herrschaftsloge wurde innen im 14. Jahrhundert gotisch umgebaut. Der Chor bekam einen spitzbogigen Triumphbogen und ein Kreuzrippengewölbe über figürlichen Konsolen. Das Schiff wurde 1720 mit einem hölzernen Tonnengewölbe überformt, bekam außerdem eine doppelgeschossige Hufeisenempore und einen geschnitzten Kanzelaltar mit seitlichen Durchgängen. 1860 wurde der Bau klassizistisch verlängert.
In den Jahren 1995/96 förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den Erhalt der herrlichen Dorfkirche mitten auf dem Lande.
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Im Kern romanische Chorturmkirche, 1720 barockisiert, 1860 verlängert, Förderung 1995/96
Adresse:
06268 Leimbach
Sachsen-Anhalt
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