Ehemaliges israelitisches Asyl
Köln, Nordrhein-Westfalen

Ehemaliges israelitisches Asyl

1907/08 richtete man in der Kölner Ottostraße ein israelitisches Asyl ein. Der dreiflügelige Komplex wurde nach Plänen des Berliner Architekten Wilhelm Winkler erbaut, der auf Gelder aus der Stiftung der Bankiers-Brüder Eltzbacher zurückgreifen konnte. Die Anlage umfasste ein Krankenhaus, ein Heim für Altersschwache und Sieche, Liegehallen, ein Schwesternhaus, ein Kesselhaus und die Wasch- und Kochküche, womit sie einem mittelalterlichen Spital ähnelte. Das Asyl war seinerzeit weit über Köln hinaus bekannt, einzigartig im Rheinland und eine der größten Gründungen dieser Art in Deutschland. 1936 verboten die Nationalsozialisten die Aufnahme von nichtjüdischen Patienten, obwohl das Krankenhaus lediglich zu 20 Prozent mit Menschen jüdischen Glaubens belegt war. Während des Krieges räumten Gestapo und SS das Asyl. Die Kranken und Bettlägerigen wurden deportiert. Ab 1943 wurden russische Kriegsgefangene im Spital versorgt. Nur einen Tag nach Kriegsende taten sich Überlebende in den Trümmern des Ehrenfelder Asyls, dessen Hauptgebäude weitgehend erhalten geblieben war, zu einem Neuanfang zusammen. In der Ottostraße befand sich ab 1949 vorübergehend auch die Synagoge, bis die Gemeinde 1959 in das instandgesetzte neoromanische Gotteshaus an der Roonstraße umziehen konnte. 1997 erwarb die jüdische Gemeinde den Gebäudekomplex zurück, um dort wieder ein Wohlfahrtszentrum aufzubauen. Wasser war in den Dachstuhl eingedrungen und hatte die Decken des historischen Gebäudes geschädigt. Eingefügt in zeitgenössisch-sachliche Architektur erhebt sich der Backsteinbau über einer ansteigenden Auffahrt und beherbergt neben einem Altenheim auch einen Kindergarten und eine Grundschule, und beide stehen, wie das Asyl vor dem Krieg, auch Andersgläubigen offen. Die Sanierung des Baudenkmals konnte 2004 abgeschlossen werden. Neben dem Land und der Stadt Köln sowie der Synagogengemeinde beteiligte sich auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz - dank der Mittel der Lotterie GlücksSpirale - mit 50.000 Euro.

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Gebäudeensemble, 1907/08 von Wilhelm Winkler, 1945 z.T. Wiederaufbau, Förderung 2000

Adresse:
Ottostraße
50823 Köln
Nordrhein-Westfalen

Das Ehemalige israelitische Asyl erzählt seine Geschichte
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