Nach der durch die Reformation bedingten Kirchenspaltung tat sich besonders der Jesuitenorden im 16. und 17. Jahrhundert damit hervor, den Katholizismus als die einzig wahre christliche Lehre zu kommunizieren. Mit Hilfe von Theateraufführungen, die an über 750 Jesuitenkollegien und in jeder größeren katholischen Stadt stattfanden, sollten Zweifler an der katholischen Lehre zurückgewonnen werden. Aus der Tradition dieses sogenannten Jesuitentheaters heraus entwickelte sich später das Kulissenheiliggrab. Dieser Bühnenaufbau, mit der man das Leiden und die Auferstehung Christi darstellte, wurde zur Passionszeit im Chorraum von Kirchen aufgestellt. Eines der ältesten noch zu besichtigenden Beispiele für ein solches Heiliges Grab befindet sich in der Kirche Maria Immaculata im bayerischen Maihingen.
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Barockkirche mit seltenem Ausstattungsstück
Die ehemalige Minoritenklosterkirche stammt in ihrer heutigen Form aus dem frühen 18. Jahrhundert. Der Vorarlberger Barockbaumeister Ulrich Beer errichtete diese zwischen 1712 und 1719 anstelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus. Schon 1437 wurde ein von Johann dem Ernsthaften, Graf von Oettingen, gegründetes Kloster geweiht, das 1473 vom Birgittenorden bezogen wurde. Das seit 1607 durch die Minoriten geprägte klösterliche Leben endete mit der Auflösung des Klosters im Zuge der Säkularisation 1802. In diese Zeit fällt auch das Ende der Kulissenheiliggräber. Unter Maximilian von Montgelas wurden diese verboten, da die Leidensgeschichte Christi nach Auffassung des damaligen bayerischen Ministers zur reinen Unterhaltung herabgewürdigt wurde. Die einzelnen Bauteile des aus dem Jahr 1723 stammenden Kulissenheiliggrabs von Maihingen platzierte man in Folge dessen Anfang des 19. Jahrhunderts als festen Einbau in einer nordwestlichen Seitenkapelle unter der Orgelempore der Kirche.
Teile der Kulisse über die gesamte Kirche verteilt
Ursprünglich war die Scheinarchitektur zweigeschossig, nachdem im oberen Bereich ein Auferstehungsaltar angefügt worden war. Heute befindet sich an der Stelle des Auferstehungsaltars ein Passionsgemälde, das Judas mit den Schächern zeigt. Mehrere bemalte Bretter wurden beim Einbau zweckentfremdet und gelangten in den Unterbau der Konstruktion, andere Kulissenelemente wurden zersägt und rückseitig zur Stabilisierung derselbigen aufgenagelt. Die zweite von ehemals fünf Kulissenebenen ging komplett verloren. Der originale Rundbogen, der die Szenerie ursprünglich nach oben hin abschloss, wurde vereinfacht ersetzt. Eine Puttigruppe mit Schriftband und fünf weitere Putti mit Leidenswerkzeugen finden sich am oberen Abschluss der Kulissen. Im Gebälk der Kulisse sind hohle Glaskugeln, sogenannte Schusterkugeln, an Fäden hängend befestigt. Diese waren ursprünglich mit farbigem Wasser gefüllt und dienten der Beleuchtung. Auch die Figur des Leichnams Christi ist erhalten, neben einem weiteren Putto und der Darstellung von zwei Grabwächtern und einen Verkündigungsengel.
Zurück zum Originalzustand
Mehrere ursprünglich zur Gesamtkonstruktion gehörende Passionsgemälde wurden aus Platzmangel in die Vorhalle und ins Kirchenschiff verbracht, darunter eine Darstellung des Herodes, der Christus vor das Volk führt. Durch feuchtes Mauerwerk wurden diese teils stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch der Zustand der verbauten Teile des Kulissengrabs war katastrophal. Teile der Darstellung waren durch Schmutz nicht mehr zu erkennen, die Holzkonstruktion des Unterbaus schadhaft. In hinteren Bereich des Aufbaus fand man Teile der Kulissen, die beim festen Einbau nicht mehr verwendet wurden. 2013 förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Reinigung, Konservierung und Restaurierung des Kulissengrabs. So präsentiert sich dieses überregional bedeutende Kunstwerk aus dem 18. Jahrhundert heute in einem dem Originalzustand angenäherten Erscheinungsbild.
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Wandpfeilerbau mit dreiseitiger Empore, 1712-18 nach Plänen von Ulrich Beer, Hl. Grab unter der Westempore 1723, Förderung 2013
Adresse:
Klosterhof
86747 Maihingen
Bayern
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