Ehemalige Fleischerei

Jugendstil im Wurstgeschäft

Perleberg im Landkreis Prignitz in Brandenburg liegt an der B5 auf dem Weg von Berlin nach Hamburg. In seinem Zentrum richteten in den Jahren 1905 und 1906 die Brüder Kniß ihre Fleischerei und Wursterei im Jugendstil ein. Der Hingucker sind Fliesen-Wandbilder, auf denen malerische weite, durch Bäume begrenzte Landschaften mit naturalistischen Darstellungen von Rindern, Schafen und Schweinen, mit einem Schäfer und einem Hütehund dargestellt sind. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte helfen, die wertvolle Jugendstil-Ausstattung zu sanieren.

Von militärischen Einrichtungen geprägt

Perleberg ist nicht groß, es hat heute 12.000 Einwohner. Zudem ist es weit von den großen Städten Berlin und Hamburg entfernt. Dennoch hatte es als Garnisonsstadt schon seit 1724 Bedeutung, als sich hier die Preußische Kavallerie niederließ. Seine Entwicklung war fortan geprägt vom Militär. Anfang des 20. Jahrhunderts, als die beiden Brüder ihr Ladengeschäft so reich ausgestalten ließen und außerdem gerade eine Wurstfabrik gegründet hatten, wurde eine neue Kaserne in Perleberg gebaut. Gleichzeitig erhielt die Stadt moderne und hygienische Trinkwasserversorgungs- und Kanalisationsanlagen und ein Krankenhaus. In der Innenstadt wurden gleich mehrere Straßen neu gepflastert und Bürgersteige erweitert.

Kostbare Fliesen und restaurierte Glasdecke

Die beiden Fliesenbilder in der Fleischerei sind am unteren Rand bezeichnet mit "Vereinigte Servais-Werke AG Ehrang", die am Anfang des 19. Jahrhunderts für die Herstellung von Fliesen einen Namen hatten. Wahrscheinlich stammt aus ihren Werkstätten auch der Bodenbelag des Ladens, der bis zur Decke vollständig mit Fliesen ausgestaltet ist. Eine blaue Sockelzone wird von hellgrünen Fliesen abgelöst. Teilweise sind diese mit flachen Jugendstilreliefen verziert. Die Glasdecke besteht zum großen Teil aus quadratischen Milchglasscheiben, aus golden hinterlegten Gläsern sowie einem umlaufenden farbigen Fries. Einige der Gläser sind weiß bemalt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte - auch mithilfe von Spenden - die Restaurierungsarbeiten an der Glasdecke unterstützen.