ev. Pfarrkirche St. Marien - Borman-Altar
Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern
Foto: Roman Mensing

ev. Pfarrkirche St. Marien - Borman-Altar

Der Borman-Altar von Güstrow - ein Meisterwerk der frühen Renaissance

Er ist ein Kulturschatz von europäischen Rang, ein wunderbares Werk aus der Werkstatt des Brüsseler Meisters Jan Borman. Das hölzerne Altarretabel aus dem frühen 16. Jahrhundert ist da Herz der Pfarrkirche Sankt Marien in Güstrow. Es entstand im Auftrag der Güstrower Katharinenbruderschaft und ist eines der Meisterwerke der frühen Renaissance in Deutschland. Insgesamt besteht das reiche Bildprogramm des Altares aus 180 Figuren - jede einzelne individuell und einzigartig ausgeführt. :.

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St. Marien

Die heute evangelische Pfarrkirche in Güstrow im Norden Mecklenburg-Vorpommerns wurde um 1300 direkt am Marktplatz der Stadt errichtet. Der gotische Backsteinbau, eine ursprünglich dreischiffige Basilika, brannte 1503 bis auf die Grundmauern nieder, wurde aber umgehend wieder aufgebaut und durch einen Turm erweitert. Schon 1508 konnte die neu aufgebaute, jetzt fünfschiffige Kirche mit ihrem markanten, 53 Meter hohen Turm, einem Hauptaltar, 17 Nebenaltären und drei Glocken wieder eingeweiht werden. Mehrfach in den folgenden Jahrhunderten umgebaut, hat man St. Marien zuletzt in den Jahren 1880-83 neogotisch überformt.

Der Altar als Bilderbibel

Bis heute erhalten hat sich der berühmte Flügelaltar der Marienkirche, der 1522 aufgestellt wurde und aus der Schule der Brüsseler Bildschnitzerfamilie Bormann stammt. Es handelt sich um einen Wandelaltar aus Eichenholz. Je nachdem, wie die Seiten geöffnet oder geschlossen werden, stellt sich eine andere biblische Geschichte dar. In geöffnetem Zustand bietet sich dem Betrachter eine gewaltige Retabelwand mit 13 sehr anschaulichen Szenen der Leidensgeschichte Christi. Darunter befindet sich die Predella, der Altarsockel, mit einer Darstellung von Christus und den zwölf Aposteln. Hinter den mehrfach klappbaren Seitenflügeln liegen sechs große Bildtafeln. In der ersten Wandlung werden auf der linken Seite Szenen aus dem Leben der Maria dargestellt. Auf der rechten Seite wird das Martyrium der Katharina von Alexandrien bildhaft erzählt. In der zweiten Wandlung sind die Apostel Petrus und Paulus zu sehen. Mittelschrein und Seitenflügel zieren mehrere Reliefs, die Szenen aus dem Leben Jesu zeigen. In der Kreuzigungsszene ist auch ein Kriegsknecht zu sehen, auf dessen Schwert "Jan Bormann" zu lesen ist. Hier hat sich stolz der Künstler verewigt, welcher den Großteil der Figuren geschnitzt hat.

Bormann der Ältere oder der Jüngere?

Die Frage ist nur: Welcher Jan Bormann war es? Jan Bormann der Ältere kommt aufgrund seiner Lebenszeit nicht in Betracht, er verstarb Ende des 15. Jahrhunderts, sein Sohn Jan (nachgewiesen 1479-1520 in Brüssel) wäre denkbar und ist als erfolgreicher Bildschnitzer, dessen Werke es sogar bis nach Norddeutschland und Skandinavien schafften, bekannt. Wahrscheinlich - vielleicht sogar am Wahrscheinlichsten - ist aber, dass Jan Bormann der Jüngere der gesuchte Bildschnitzer ist. Dessen Verwandtschaftsgrad zu den beiden vorher genannten ist aufgrund ungünstiger schriftlicher Quellen zwar nicht mehr zu bestimmen, auch seine genauen Lebensdaten sind unbekannt. Seine Mitgliedschaft in der Brüsseler Bildschnitzergilde ist aber zumindest für das Jahr 1499 bezeugt. Neben Jan Bormann waren mindestens zwei weitere Bildschnitzer tätig und als Schöpfer der in den Altar integrierten Bildtafeln wird Bernhard von Orley (um 1491/92-1542) vermutet. Dank der langjährigen Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, welche diese zusammen mit ihrer treuhänderischen Ernst-Ritter-Stiftung leisten konnte, konnte dieses Meisterwerk der Frührenaissance umfangreich restauriert werden.

Backsteinhalle, im Kern Mitte 13./14. Jh., Umbauten 1503-08, 1880-83, Förderung 1993, 2007, 2009

Adresse:
18273 Güstrow
Mecklenburg-Vorpommern