In deutschen Kirchen aus den Zeiten der Weltkriege ist uns die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts besonders nah geblieben. Viele Erinnerungen sind noch da, die Kriege noch nicht vergessen, sogar Parallelen werden seit 2020/21 wieder gezogen. Die evangelische Glaubenskirche in der Friedrich-Franz-Straße von Berlin-Tempelhof ist vom Wandel der letzten 100 Jahre tief geprägt. Einst war der Ort als Helden-Bau geplant, zum Höhepunkt der Wilhelminischen Epoche (1888-1918). Grundsteinlegung Ende März 1914, schon 18 Monate später wurde die Kirche eingeweiht. Dazwischen bracht in der Julikrise 1914 der Erste Weltkrieg aus – mitten in der ersten Bauphase. Die Fenster sollten ursprünglich zur ewigen Erinnerung an diese „große Zeit“ heroisch gestaltet werden - letztlich wurden friedliche Motive verwendet. Auch die Namensgebung der Kirche war umstritten. Zunächst favorisierte der patriotische Gemeindekirchenrat Siegeskirche oder Kreuzritterkirche. Doch vor dem Hintergrund von über zwei Millionen Gefallenen nach nur einem Jahr Krieg wurde dann der Name Glaubenskirche gewählt. Trotz alledem musste 1915 im Deutschen Kaiserreich noch an wenig gespart werden. Die Orgel mit 3573 Pfeifen und 55 Registern baute der führende Betrieb Preußens, die W. Sauer. Sie ist ein Wunderwerk der Instrumentenkunst, jeder ihrer Töne beeindruckend, manche so tief, dass man sie nur noch fühlen kann, regelrecht umwerfend im Schalldruck und dabei stets fragil bis in höchste Töne.
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Entstanden zwischen Heldentum und Untergang
Der Entwurf der evangelischen Glaubenskirche stammt von den Charlottenburger Architekten Ferdinand Köhler und Paul Kranz, die schon den Bau des gegenüberliegenden Realgymnasiums übernommen hatten – eine dreischiffige Hallenkirche der zeitgenössischen Reformarchitektur ohne das in den Jahrzehnten vorher übliche historisierendes Dekor. Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Urbanisierung der Feldmark. Vom Jahr der Reichsgründung 1871 bis 1900 hatte sich die Zahl der Einwohner in Tempelhof auf bald 10.000 Seelen versechsfacht. 1903 wurde ein Kirchenbauverein gegründet, zwei Jahre später der Bau einer neuen zweiten Kirche beschlossen. Krieg war stets die bestimmende Variable in der Bauausführung. Die Turmuhr wurde 1915 nur mit Zeigern aus Holz fertiggestellt - Metall war für die Front. Kurz vor dem Zusammenbruch 1918 wurde das Kupferdach der Kirche beschlagnahmt und durch Ziegel ersetzt.
Anfang 1944 wurde das Dach bei einem alliierten Luftangriff durch Brandbomben und Luftminen beschädigt, doch Mauerwerk und Decke hielten stand. Die Betondecke hatte alle Brandbomben harmlos ausbrennen lassen. Doch die bis zu zwei Tonnen schweren „Wohnblockknacker“ hatten alle Fenster zerspengt, es regnete in das Kircheninnere hinein. Eine behelfsmäßige Reparatur begann im August 1945. Sechs Jahre nach Kriegsende wurden die Fenster im Jugendstil neu gestaltet, ein Jahr später auch die Dächer neu eingedeckt. Die Reparatur von Orgel und Turmuhr folgte 1955, wenn auch wie alles mit einfachsten Mitteln - Neueröffnung am 11. September 1955. In den Jahren 1959 und 1960 erfolgte ein teilweiser Umbau der unter Denkmalschutz gestellten Kirche.
Restaurierung der Orgel
Die Orgel besaß anfangs eine technische Besonderheit, ein Fernwerk mit einem Schallkanal zur Apsis, das ein Echo erzeugen sollte. Doch es bewährte sich nicht. Aufgrund der Bombenschäden drang Wasser durch das Schallaustrittsloch in die Apsis, deshalb wurde es geschlossen. Mithilfe von Spenden konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bei der Restaurierung des beeindruckenden Instruments unterstützen.
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Im Ersten Weltkrieg erbaute dreischiffige Hallenkirche. Das Gebäude ist der zeitgenössischen Reformarchitektur zuzurechnen. Förderung 2021-2023.
Adresse:
Friedrich-Franz-Str.
12103 Berlin
Berlin
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