Ev.-Luth. Pfarrkirche St. Anna
Augsburg, Bayern

Ev.-Luth. Pfarrkirche St. Anna

Luthers schwerster Gang

Es waren keine 200 Meter Fußweg vom Karmeliterkloster St. Anna bis zum Augsburger Fuggerpalast. Doch Martin Luther (1483-1546) sprach vom schwersten Gang seines Lebens. Denn der Reformator Jan Hus (um 1369-1415) war rund 100 Jahre zuvor nach so einem Weg auf dem Scheiterhaufen gelandet. Der Augustinermönch Luther war vom Papst zum "väterlichen Verhör" bestellt worden. Vertreter der katholischen Kirche war Kardinal Thomas Cajetan (1469-1534). Im Oktober 1518 sollte Luther vor ihm seine 1517 veröffentlichten 95 Thesen wider den Ablass widerrufen.

Luther lebte damals für zwei Wochen im Augsburger Kloster St. Anna, das er als Herberge und Stützpunkt nutzte. Als sich nach seiner Weigerung zu widerrufen die Lage immer mehr zuspitzte, floh er schließlich von hier aus, um nicht von kaiserlichen Soldaten festgenommen zu werden.

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Anziehungspunkt in Augsburg

Die Karmeliterklosterkirche wurde 1321 gegründet und in den Jahren ab 1487 erweiterte. Mit ihren Anbauten, den Wandmalereien und dem wertvollen Inventar gehört die zur evangelisch-lutherischen Pfarrkirche gewordene Kirche St. Anna zu den meistbesuchten Denkmalen Augsburgs - gerade auch weil sie nicht so groß ist wie der Augsburger Dom und die Basilika St. Ulrich und Afra - und natürlich, weil man hier Luther erleben kann.

Renaissance in Vollendung

Trotz nicht unerheblicher Umbauten und Kriegsschäden gehört St. Anna zu einem der bedeutendsten Bauten des 15. und 16. Jahrhunderts in Deutschland. Neben der ab 1420 erbauten Goldschmiedekapelle und der Heilig-Grab-Kapelle von etwa 1506/07 gehört vor allem die Grabkapelle der Fugger zu den herausragenden Teilen von St. Anna. Die Stiftung einer der reichsten Familien der damaligen Welt wurde unter anderem von Albrecht Dürer mitgestaltet. Die Fugger wollten auf ihre Bedeutung hinweisen, so wie das heute Unternehmen mit hohen Wolkenkratzern tun. So bildet die Fuggerkapelle das früheste und vollkommenste Denkmal der Renaissance auf deutschem Boden - und blieb katholisch, auch wenn der Rest der Kirche evangelisch war. Über den gesamten Kirchenraum verteilt sind Gemälde der besten deutschen Künstler des 16. und 17. Jahrhunderts, darunter Christoph Amberger, Lucas Cranach d. Ä., Hans Freiberger, Joseph Heintz d. Ä., Johann Heiss, Johann Rottenhammer und Joachim von Sandrart.

Luther und seine Folgen

Luther hinterließ auch in St. Anna mehr als nur Spuren. Johannes Frosch (um 1485-1533), der Prior des Karmelitenklosters, schloss sich in der Folge der Reformation an, trat 1523 von seinem Amt zurück und heiratete 1525. Zu Weihnachten 1525 wurde in der Anna-Kirche die erste protestantische Liturgie gefeiert und das Abendmahl unter beiderlei Gestalt ausgeteilt. Mit der Einführung einer evangelischen Gottesdienstordnung unter dem Schutz des Stadtrats war die Reformation in Augsburg eingeführt. So wurde St. Anna als eine der ersten Kirchen in Augsburg evangelisch.

1607 errichtete der Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl (1573-1646) den Kirchturm von St. Anna, 1613 ein eigenes Gebäude für das Gymnasium bei St. Anna. 1747/48 wurden das Mittelschiff und die Seitenschiffe barock ausgestaltet. Vom ehemaligen Karmeliterkloster sind außer der Kirche nur noch der Kreuzgang und Nebenräume erhalten.

Von 2008-13 beteiligte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz an der Sanierung der Außenhülle, des Dachs und der Raumschale der Kirche. Außerdem wurden die Restauration der Wandmalereien und Stuckarbeiten gefördert.

Basilika mit polygonal geschlossenem Chor, 1321 begonnen, Ausbau 2. Hälfte 15. Jh., Turm 1602, Umgestaltung 1747-49, Förderung 2008-13

Adresse:
Im Annahof
86150 Augsburg
Bayern