Ev.-Luth. Stadtkirche
Bückeburg, Niedersachsen

Ev.-Luth. Stadtkirche

Protestantischer Fürstenprunk

Nicht jede protestantische Kirche zeigt sich schlicht und bescheiden. Als Graf Ernst zu Holstein-Schaumburg beschloss, Bückeburg zu seiner repräsentativen Residenzstadt auszubauen, gehörte auch eine entsprechend prächtige Stadtkirche zum Konzept. Der 1615 vollendete Bau wendet seine reichdekorierte Fassade dem Schloss zu.

Auch im Inneren des Bauwerks wurde nicht gespart: Die Eingangswand gegenüber des Altars nimmt eine wunderschöne Fürstenloge ein. Logen, in denen der Patronatsherr einen hervorgehobenen, komfortablen Sitzplatz mit bester Sicht auf Altar und Kanzel hatte, sind - soweit erhalten - ein typisches Merkmal protestantischer Kirchen. Für die Bückeburger Stadtkirche holte sich der kunstsinnige Bauherr internationale Prominenz in die niedersächsische Provinz: Der Gesamtentwurf für die Kirche geht auf den italienischen Baumeister Giovanni Maria Nosseni zurück. Das Prachtstück der Ausstattung bildet das bronzene Taufbecken des Niederländers Adriaen de Vries, der auch für den Prager Kaiserhof Rudolfs II. tätig war.

Traditionelle Formen und protestantische Eigenheiten

Die Kirche rangiert als Baudenkmal von nationaler Bedeutung in der Spitzenliga deutscher Baukunst. Interessant ist, wie dieser Bau althergebrachte Architekturformen der christlichen Kirchenbaukunst mit spezifisch protestantischen Eigenheiten und neuen Stilelementen kombiniert. Den Typus der gotischen Hallenkirche mit Kreuzrippengewölbe gab es schon lange, bevor Luther die Kirchengeschichte maßgeblich beeinflusste. Ganz bewusst knüpfen viele lutherische Kirchenbauten an die Traditionslinie der alten Kirche an. Denn Luthers Ziel war nicht, eine neue Kirche zu schaffen, sondern die bestehende zu reinigen und zu reformieren. Typisch protestantisch in Bückeburg sind die hervorgehobene Kanzel und die Zusammenführung von Altar und Orgel in einer Achse. Das 400-jährige Gotteshaus gilt als erster protestantischer Kirchenneubau Norddeutschlands.

Auf Sand gebaut

Weniger professionell agierten die Baumeister des Gotteshauses bei der Wahl des Standorts unter statischen Gesichtspunkten. Das Bauwerk ist auf Fließsand gegründet und bereitete offenbar schon früh Probleme. Auf den eigentlich vorgesehenen Turm musste man verzichten und zahlreiche eiserne Anker wurden im Laufe der Zeit in das massive Sandsteinmauerwerk eingebracht. Die Kirchenbücher sind voll von Schadensmeldungen und Schwierigkeiten, die Behebung der anfallenden Probleme zu finanzieren. Oft nutzten die Verantwortlichen die runden Jubiläen ihrer Stadtkirche, um Geld zu sammeln. Nicht anders war es, als der 400. Geburtstag im Jahr 2015 näher rückte. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half, die denkmalgerechte Fassadensanierung zu ermöglichen.

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Große Backsteinhalle in Formen der Gotik und Spätrenaissance mit aufwendiger Westfassade aus Obernkirchener Sandstein, 1610-15, Förderung 2013-15

Adresse:
Lange Str.
31675 Bückeburg
Niedersachsen