Im April 1530 kommt Reformator Martin Luther (1483-1546) mit großem Gefolge nach Coburg - und bleibt allein zurück. Der Tross aus 70 Edelleuten, sieben Rittern, 120 Reisenden und Soldaten angeführt von Kurfürst Johann von Sachsen (1468-1532) reist weiter nach Augsburg zu einem Reichstag, den der Kaiser einberufen hat. Auf dem Reichstag sollen die durch die Reformationsbestrebungen verursachten Konfessionsprobleme gelöst werden. Mit auf dem Weg nach Augsburg sind deshalb auch Luthers Weggefährten und Theologen Philipp Melanchthon (1497-1560) und Justus Jonas (1493-1555).
Weil Luther seit 1521 unter der vom Kaiser verhängten Reichsacht steht, muss er auf dem Herrschaftsgebiet des sächsischen Kurfürsten, zu dem ganz im Süden Coburg gehört, bleiben. Außerhalb des Schutzbereichs seines Landesherrn, hätte jedermann ihn ohne Strafe töten dürfen. Fast sechs Monate verbringt Luther in Coburg - so nah wie möglich an den Ereignissen in Augsburg. In engem Briefkontakt mit den protestantischen Wortführern auf dem Reichstag, allen voran seinem engen Weggefährten Melanchthon, treibt Luther vom damals sächsischen Coburg die Reformation weiter voran, auch wenn andere in Augsburg die große Politik machen. Auf der Veste Coburg aber ist er in Sicherheit, und in der Morizkirche kann der große Reformator predigen.
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Nordturm und Rabenturm - zwei ungleiche Brüder
Die ursprünglich gotische Hallenkirche St. Moriz wurde zwischen 1380 und 1400 errichtet. Das dreischiffige Langhaus entstand 1520 durch Conrad (Cunz) Krebs, wurde jedoch 1738-40 vom ansbachischen Architekten Johann Steingruber mit einer Flachdecke barock umgebaut. Besonders fallen die zwei unterschiedlich gestalteten Turmabschlüsse auf. Der 72 Meter hohe Nordturm wurde 1586 fertiggestellt, der unvollendete viel kürzere Südturm, auch Rabenturm genannt, entstand in der heutigen Gestalt bis 1633. Nebeneinander scheinen sich die ungleichen Brüder optisch zu konterkarieren. Der eine wirkt schlack, weil der andere dadurch so gedrungen wirkt.
14 Meter hoher Alabaster - ein Epitaph für die Ewigkeit!
Zur kostbaren Ausstattung zählt ein riesiges, fast 14 Meter hohes Alabaster-Epitaph im spätgotischen Chor für Herzog Johann Friedrich II. (1529-95), der mit seiner Gemahlin Elisabeth (1540-94) in 28-jähriger Gefangenschaft verstarb. Sie war ihrem vom Kaiser geächteten Mann ins Gefängnis gefolgt, nachdem der einen Freund - einem nach Landfriedensbruch unter Reichsacht gestellten Ritter - unterstützt hatte. Das Gedenkwerk zählt zu den schönsten Renaissance-Epitaphien in Deutschland, wurde 1594-98 vom Bildhauer Nikolaus Bergener erschaffen. Das Epitaph wurde über die Jahrhunderte mehrmals restauriert - zuletzt 1970. Über 40 Jahre später zeigte es sich durch Staubablagerungen stark verschmutzt. 2016 beteiligt sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz an der Reinigung des monumentalen Alabaster-Kunstwerks. Denn es ist zweifelsohne der Blickfang der Kirche, in der schon Luther predigte.
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Spätgotische Hallenkirche mit Doppelturmfassade, Ostchor 1330, Hauptbauzeit bis ins 16. Jh., barocke Innengestaltung 1738-40, Förderung 2016
Adresse:
Kirchhof
96450 Coburg
Bayern
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