Evangelisch-reformierte Kirche
Aurich, Niedersachsen
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Evangelisch-reformierte Kirche

Ein Tempel Napoleons

Mitten im ostfriesischen Aurich steht die Evangelisch-reformierte Kirche, die mit ihrer römischen, dem Pantheon nachempfundenen Form im Weser-Ems-Gebiet einzigartig ist. Erbaut wurde sie von 1812-1814, nachdem Napoleon der Gemeinde Aurich 15000 Franc geschenkt hatte, um einen „der Stadt zur Zierde gereichenden Tempel“ zu errichten. Weil der Bau schließlich fast das fünfzehnfache kostete, spendeten auch die lutherische und die israelitische Gemeinde, um ihn erfolgreich zu beenden. Obwohl man aufgrund der Kosten kurz nach ihrer Fertigstellung überlegte, sie zu verkaufen, wird sie bis heute von der Evangelisch-reformierten Kirche genutzt und ist eine touristische Attraktion in Aurich.

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Dem Pantheon in Rom nachempfunden

Der Architekt Conrad Bernhard Meyer (1755-1830) war kein gelernter Architekt oder Baumeister, sondern Gastronom. Aber er besaß ein Talent für Gestaltung und das Künstlerische, so eignete er sich alle notwendigen Kenntnisse selbst an. Als 18jähriger übernahm er von seinem Vater die Gaststätte und wurde berühmt, als er daneben einen „Huldigungstempel“ für König Friedrich Wilhelm II. von Preußen baute – ein spielerisches, 14 Meter hohes Bauwerk aus Holz und Papier, durch 800 Lampen illuminiert und mit 2000 farbigen Kugeln geschmückt. Weil ihm der Kupferstecher, der sein Werk festhalten sollte, zu teuer war, wurde er selbst einer. Überdies entwickelte er als Mecanicus (Handwerker) ein unterirdisches Löschwassersystem für die Stadt Aurich, als autodidaktischer Architekt hinterließ er einige Gebäude, von denen die Evangelisch-Reformierte Kirche sein Meisterstück war.

Mit der Ähnlichkeit zum Pantheon in Rom, macht diese Kirche Napoleons Wunsch nach einem Tempel alle Ehre. Wenn auch deutlich kleiner, erinnert der klassizistische Backsteinbau mit seiner Tempelfassade mit den vier wuchtigen Säulen deutlich an sein antikes Vorbild. Der Kuppelbau dahinter wird von acht korinthischen Säulen getragen. Seine Mitte ist hier jedoch keine Öffnung, sondern wird von einem achtzackigen Stern mit Glasdach gebildet. Die Anordnung der Säulen folgt der Symmetrie des Rundbaus, die auch durch eine aufgemalte Tür hinter dem Altarraum hergestellt wird, die die vorhandene Tür spiegelt. Auch im Inneren, wo der Zentralbau von einem gläsernen Oberlicht erhellt wird, wird die Antike Roms zitiert. Der in weiß mit goldenen Details gefasste Innenraum weist eine von korinthischen Säulen getragene Kuppel auf. Die Empore mit ihrer Orgel sowie das Gestühl und der Kanzelaltar sind grün gefasst.

Die Kuppel benötigte ein neues Dach

Für die evangelisch-reformierte Kirche, die keine Bilder an den Wänden erlaubt, ist ihre Auricher Kirche der perfekte Ort. Ihre Glaubensrichtung entstand zu Zeiten der Reformation, als man sich mit den unterschiedlichen Auffassungen zum Abendmahl nicht einig werden konnte. Zunächst lebten in Aurich nur sehr wenige Evangelisch-reformierte, bis um 1700 Hugenotten, die in Frankreich vertrieben worden waren, nach Aurich kamen. Sie erhielten über hundert Jahre später endlich mit dem Tempelbau ihr eigenes Kirchengebäude.

Vom Auricher Architekten Conrad Bernhard Meyer von 1812-1814 errichtet, Förderung 2021

Adresse:
Kirchstr.
26603 Aurich
Niedersachsen