Die evangelische Stadtkirche bildet schon seit dem 15. Jahrhundert zusammen mit dem gegenüber liegenden Rathaus aus Fachwerk den Kern von Michelstadt im Odenwald. Besonders auffällig vor dem rot verputzten Spitzgiebel ist der achteckige Treppenturm, der 1475 angebaut wurde. An dem Ort, an dem schon seit dem 9. Jahrhundert Vorgängerbauten standen, gaben die Schenken von Erbach durch An- und Umbauten der Kirche ihr spätgotisches Gesicht. Die pseudobasilikale Hallenkirche, deren Seitenschiffe so hoch gebaut sind, dass das Mittelschiff im oberen Bereich keine Fenster - so genannte Obergaden - mehr hat, beherbergt viele Gräber vom Hochmittelalter bis zu Hochgotik, besonders interessant ist die sogenannte Fürstengruft, die Grablege der Grafen von Erbach.
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Zeugnis des Aufstiegs der Schenken zum Hochadel
Die Schenken waren im Mittelalter als Adelige die ersten Verwalter des Hochadels, später stiegen sie häufig in den höheren Stand auf. Bei den Schenken von Erbach war es Eberhard XIII., der von Kaiser Karl V. 1532 den Titel eines Grafen erhielt. Sein Sohn Georg II., der die Pfalzgräfin Elisabeth, Tochter eines Herzogs und Bruder des späteren Kurfürsten, heiraten konnte, ließ das prächtige Sterngewölbe in der Gruftkapelle einbauen, das im Zentrum sein Wappen zeigt. Auch Seitenfenster zeigen Wappen ihrer Familien. Der Chorraum wird von der Tumba - einem Hochgrab - beherrscht, die Georg II. und Elisabeth errichten ließen. Als Georg die Reformation in Erbach einführte, wurde diese auch als Altar genutzt.
Bedeutende Grablege
Im Winkel zwischen westlichem Chorjoch und östlichem Joch des nördlichen Seitenschiffs liegt die Gruftkapelle der Grafen von Erbach, die vermutlich Ende des 14. Jahrhundert. erbaut, als Privatkapelle genutzt wurde und seit 1678 die Familiengruft des Hauses Erbach beherbergt. Die Kapelle ist der älteste erhaltene Teil der Kirche, besitzt einen quadratischen Grundriss und wird von einem Kreuzrippengewölbe überspannt. Ein Maßwerkfenster im Osten ist teilweise vermauert und zwei an der Nordwand sind vollständig geschlossen. In mehreren Lagen bis zur Konsolenhöhe des Gewölbes sind auf einem Gerüst Särge gestapelt. In den oberen Wandzonen und im Gewölbe finden sich mittelalterliche Wandmalereien, die vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts freigelegt wurden. Die Malereien folgen keinem nachvollziehbaren Programm und zeigen u. a. das Jüngste Gericht (Südwand), einen Bischof (Nordwand), weibliche Heilige, Anna Selbdritt (Ostwand) und einen Ritter mit einer Dame. Die Bilder, die Fensternischen, die Wandfelder und Gewölbekappen werden von hellroten Bändern mit dunkelroten Konturstrichen gerahmt und bilden über den Einzelfiguren Baldachine. Die dunklen Hintergründe sind mit Streublumen und Sternen besetzt.
So imposant die Kapelle wirkt, so hilfsbedürftig war sie. An den Außenfassaden fanden sich großflächige Putz- und Mauerwerksschäden. Auch das Holz der Bodenschwellen musste dringend erneuert werden. Im Innenraum drohet der Putz abzufallen, und damit auch die wertvollen Wandmalereien. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstütze - auch mithilfe von Spenden - die Instandsetzung der Kapelle.
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Spätgotische Hallenkirche aus dem 15. Jh., unter Einbeziehung älterer Bauteile errichtet. Förderung 2019.
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